Chancen für den Pferdetourismus in Brandenburg

Ihr macht gerne Urlaub? Dabei würdet ihr gerne mit einer Kutsche fahren oder einen Reiturlaub machen? Dann braucht ihr gar nicht aus Brandenburg rausfahren. Was ihr in Brandenburg findet und was unter dem Pferdetourismus steckt, das erfährst du in diesem Artikel!

Ein Teilbereich des Tourismus im ländlichen Raum ist der Pferdetourismus. Darunter werden verschiedene Aktivitäten im Zusammenhang mit der Nutzung von Pferden entweder als Zug-, Reit- oder Therapiepferd verstanden. Pferde bieten durch ihre gelassene Art eine gute Erholung zum Alltag. Einige touristische Angebote sind zu stehenden Begriffen geworden über die Zeit und Kult, als Beispiel können hier die „Heidekutscher“ angeführt werden. Gesellschaftlich wandelt sich der Anspruch an den Jahresurlaub. Sodass hier besonders Chancen entstanden sind für kurzzeitige Erholungsaufenthalte, sowie längere Urlaubsaufenthalte.

Diese Chancen und Entwicklungen der letzten Jahre sind durch die aktuell vorherrschende Situation rund um das Corona-Virus doch etwas in Stocken gekommen. Sodass Betriebe in die Gefahr der Insolvenz kommen. Die Frage ist nun, wie die Chancen und Herausforderungen gemeistert werden können. Besonders wichtig ist dabei die Kommunikation mit der Öffentlichkeit, also dem Marketing.

Die Organisation des Pferdetourismus im Land Brandenburg

Der Pferdetourismus teilt sich in den aktiven Urlaub mit dem eigenen Pferd oder dem Urlaub mit Pferden, ob mit Reitunterricht oder Kutschfahrten oder ähnlichen Leistungen. Zum Teil ist es auch Urlaub auf dem Bauernhof oder nur eine Rast beim Wanderreiten. Die Betriebe sind meist Familienbetriebe, die eher kleinflächig strukturiert sind. Es besteht somit nur eine geringe gemeinsame Organisation. Auch sind die Betriebskonzepte sehr unterschiedlich, sodass kein allgemeines Konzept im Pferdetourismus besteht.

In Brandenburg ist der Branchenverband pro agro e.V. als anerkannter Berufsverband eine Organisationseinheit. Insbesondere der ländliche Tourismus wird mit entsprechendem Marketing unterstützt.

Abbildung 1: Pferdeland Brandeburg Katalog von 2019, hrsg. pro agro e.V.

Der Pferdetourismus wird durch einen jahresaktuellen Katalog (siehe Abbildung 1 vom Katalog von 2019) mit einer Übersicht über die angebotenen Leistungen der Mitgliedbetriebe in Brandenburg gefördert.  In diesem Katalog sind derzeit etwa 65 Pferdebetriebe aufgeführt, laut eigener Beschreibung durch pro agro e.V. Dies ist nur ein Angebot des Verbands. Es werden auch Messeauftritte und Veranstaltungen zentral organisiert. So ist eine einfachere Öffentlichkeitsarbeit für Betriebe möglich. Pro agro e.V. sieht sich vor allem für die Klein- und Kleinstbetriebe in der Verantwortung.

Ein weiterer Aspekt mit Bezug zum Pferdetourismus sind alle weitere landwirtschaftliche Produktion, die mit der Pferdehaltung zusammenhängen. Die Futtermittelproduktion ist ein essenzieller Bestandteil, der häufig zugekauft wird von den Pferdehaltenden Betrieben, sodass der Pferdetourismus auch mit der landwirtschaftlichen Produktion zusammenhängt. Häufig ist der touristische Anteil auch eine Ergänzung zum sonstigen Betriebsaufbau. Viele Betriebe haben Kutschfahrten oder ähnliche Angebote im Angebot, dabei machen sie einen unterschiedlichen Anteil am betrieblichen Erfolg des jeweiligen Betriebs aus.

Was ist die aktuelle Situation und die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie für den Pferdetourismus

Die Coronakrise ist nun seit März auch wirklich in Deutschland angekommen. Durch das Virus ist das öffentliche Leben durch einen bundesweiten Lockdown zum Erliegen gekommen. Die Tourismusbranche hat aktuell noch immer mit den Folgen zu kämpfen. Auch der Pferdetourismus ist stark betroffen. Da das Tourismusgeschäft im Sommer das Hauptgeschäft hat und die Hälfte davon bereits vorbei ist, ist auch ein Wiedereinholen schwer möglich. Viele Buchungen sind storniert worden und einige Reisen nicht mehr gebucht worden.

Der Branchenverband BTW (Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft e.V.) hat bei einer Mitteilung vom 27.7. festgehalten, dass auch beim Tagestourismus die Zahlen erst langsam zur Normalität zurückkehren. Zeitweise sind die Besucherzahlen und auch die Zahlungsbereitschaft um 60-65 % zurückgegangen, laut BTW im Vergleich mit den Vorjahren. Weiter sind neben den geringeren Besucherzahlen auch andere Auflagen einhergegangen, wie Abstandsregeln und weitere, die auch einen Einfluss auf das Tagesgeschäft hatten. Gerade die Tagesausflüge sind für den ländlichen Raum im Umkreis von Großstädten essenziell, da dort viele regelmäßige Besucher dabei sind.

Über die allgemeinen Schwierigkeiten hinaus, die die gesamte touristische Branche hat, hat der Pferdetourismus noch spezielle Gegebenheiten, die nicht für Entspannung sorgen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Deutschland zu Pferd hat in einer Medienmitteilung vom 15.4.2020 in Greven über die Lage aufgeklärt und die aktuelle Situation beschrieben. Der Stand dabei waren die Schließungen im März und April dieses Jahres. Dort wird erst dargestellt, dass 75 % der Reiterhöfe mit Feriengästen die längeren Schließungen nicht über den April hinaus überleben könnten. Nach einer Umfrage, die von der Bundesarbeitsgemeinschaft, mit Unterstützung der dwif-Consulting GmbH aus dem Zeitraum 1.-13. April hat ergeben: Bei 287 Teilnehmerbetrieben beträgt der Umsatzverlust für den Zeitraum um Ostern herum 10.000 €. Summiert lassen sich hier Einbußen von 5,9 Mio. € festhalten. Bis Oktober werden Einbußen auf über 23,2 Mio. € geschätzt. Das hätte fatale Folgen für den Pferdetourismus, weil somit Entlassungen von Mitarbeitern, Verkauf von Pferden und Insolvenzen unausweichlich wären.

Daher wäre es sehr schwierig, den Pferdetourismus für das nächste Jahr aufrechtzuerhalten. Somit ist Handlungsbedarf. Dies ist die aktuelle Situation, wie sie sich bundesweit darstellt. Dabei sind insgesamt andere touristische Angebote und Unternehmen ebenso in Gefahr. Doch ein wichtiger Unterschied ist, dass sonstige Tourismusbetriebe ihre Ausgaben auf ein niedriges herunterfahren können. Beim Pferdetourismus lässt sich dies nicht ermöglichen. Die Pferde müssen ungeachtet der Situation weiter versorgt und gepflegt werden. Daher bleiben Ausgaben dafür und Personalkosten bestehen. Die Pferde können nur keine Einnahmen mehr generieren. Die Ausgaben bleiben fast identisch zu solchen in Zeiten der Betriebsamkeit.

Welche Möglichkeiten bestehen für die Zukunft des Pferdetourismus?

Die letzten Jahre gab es durch die politische Situation eine immer lautere Debatte über das Fliegen und Reisen. Durch „Friday for Future“ kommt es zu einer neuen gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Tourismus. Wo sich auch Möglichkeiten bieten, sich regional und im ländlichen Raum neu zu etablieren. Dabei können Pferde als Sympathieträger besonders für Familien eine Neuentdeckung sein, sodass dort die Nachfrage steigen kann. Der Informationsdienstleister Kultur Management Network schreibt auf seiner Website in einem Artikel vom 17.07.2020 unter der Themenreihe Corona: „Das ‚exotische‘ liegt so nah“. Mit der Unterschrift „Corona als Trendbeschleuniger im Kulturtourismus“ dabei wird die Frage aufgeworfen: „Welche strategischen Weichen sollten im Kulturmanagement gestellt werden, um dieses Potenzial umfassend zu nutzen?“

Also ist die Frage, wie kann das generelle Interesse an ländlichem Tourismus vonseiten des Pferdetourismus genutzt werden? Für die Nutzung stellt sich die Frage des Angebots und der Zielgruppe. Das Angebot der Betriebe muss nicht zwangsläufig auch für die nachfragende Zielgruppe ausgebreitet sein. Daher sollte das Angebot mit den Zielgruppen, die ein Interesse am Tourismus im ländlichen Raum haben, abgeglichen werden. Ebenso stellt sich die Frage, wie kann der Tourismus sich auch gerade den Tagestourismus zu nutzen machen. Eventuell stellt sich die Frage nach Kooperationen im Angebot.

Wie gestaltet sich das Marketing und welche Zielgruppen existieren?

Das Marketing hängt stark von den einzelnen Betrieben ab. Ein Teil des Marketings lässt sich wie oben beschrieben auch durch den Berufsverband pro agro e.V. abwickeln. Häufig ist auch der Betrieb so klein aufgestellt, dass ein großes Marketing nicht möglich ist. Ein Familienbetrieb mit ein bis zwei Angestellten hat nicht den Spielraum sich um weitere Projekte zu kümmern, sondern dreht sich vielmehr um die Alltagsbewältigung auf dem Betrieb. Der Betriebsleiter ist gleichzeitig Inhaber und ist im normalen Betriebsalltag mit jeglichen Aufgaben beschäftigt. Dies bringt häufig die Schwierigkeit mit sich, dass bei kleinen und kleinsten Betrieben die Kapazität für weitreichendere Maßnahmen nicht gegeben ist. Gerade die Medienwelt verändert sich heutzutage sehr schnell, sodass eine Website innerhalb eines Jahres schon veraltet sein kann. Eine weitere Hürde ist, dass landwirtschaftliche Betriebe von sich aus eher analog agieren wollen und somit eine geringe Affinität zu modernen Medien besteht. Dazu kann ein Verband wie pro agrar e.V. eine gewisse Abhilfe schaffen.

Eine wichtige Frage im Bereich des ländlichen Tourismus ist auch des Zustandekommens des Angebots. Gerade im Pferdetourismus sind Angebote, wie Kutschfahrten oder ähnliche Angebote nur bedingt eine eigene Betriebsidee. Die Heidekutscher als Beispiel sind eine regionale Bekanntheit. Ansonsten sind Kutschfahrten ein Angebot, was auf die Möglichkeit im Betrieb zurückgehen, aber selten ein fertiges Konzept besitzen. So bieten die Betriebe Kutschfahrten nach Absprache an. Dies Angebot funktioniert für die regionale Bevölkerung, aber Touristen brauchen ein fertig geschnürtes Angebot. Sie kennen sich Vorort meist nicht aus und somit kennen sie keine neuen Routen und haben selten die Motivation eine große Organisation für ihr Programm zu betreiben. Daher ist die Organisation vonseiten des Betriebs an die Zielgruppe anzupassen. Nur das Angebot auf dem Markt führt nicht auch gleichzeitig dazu, dass es angenommen wird.

Wie sich die Situation nun weiterentwickelt und welche Risiken bestehen weiterhin?

Der Tourismus im ländlichen Raum hat sein längerem einen Aufschwung, der gerade von der Coronakrise eingeholt wurde. Daraus resultieren trotz der vorjährigen optimistischen Haltung Schwierigkeiten für die Betriebe. Die Betriebe haben durch den Lockdown hohe Umsatzverluste eingefahren, die so auch nicht wieder hineinkommen werden. Das bedeutet, hier ist auf jeden Fall bleibender Verlust im Sinne von Umsatzausfall festzuhalten. Auch ist in diesem Jahr und für das nächste Jahr nicht mit internationalen Touristen zu rechnen. Dafür ist aber anzunehmen, dass viel an Tourismus in Deutschland sich nationale Ziele suchen wird. Dort ist die Frage offen, ob die Nord- und Ostsee überrannt wird, oder ob auch für den brandenburgischen Raum mit steigenden Touristenzahlen zu rechnen ist. Das hängt allerdings davon ab, wie gut auffindbar das Angebot im ländlichen Raum auch zu finden ist und ob es auch an die entsprechenden Zielgruppen angepasst ist.

Es gibt aktuelle Förderungen, die vielen Betriebe nicht ausreichen und es gibt auch Beispiele von Betrieben, die in den Vorjahren in die Zukunft investiert haben und Kredite aufgenommen haben dafür, dass sie aktuell keine neuen Kredite bekommen können. Die Betriebe können somit nur eine geringe Last an weiteren Schulden verkraften. Besonders groß sind dabei die Schwierigkeiten bei pferdehaltenden Betrieben, da sie weiterhin Futtermittel benötigen und ebenso wird auch das Pflegepersonal für die Pferde benötigt.

Wichtig ist auch bei der aktuellen Situation, dass der Standard für Tiergerechtheit nicht zurückgesetzt werden darf. Eine Schwierigkeit auf dem Weg ist, dass die Pferde nun vermehrt stehen und somit der Pflegeaufwand höher wird. Was Schwierigkeiten mit sich bringt, ist auch, dass die Futtermenge gleich bleibt, sodass hier an Kosten nicht gespart werden kann.

Die Chance besteht darin, dass die Pferdebetriebe jetzt Aufmerksamkeit bekommen können und Pferde zur Entspannung und Erholung der Touristen einen sehr guten Beitrag zahlen können. Daher besteht die Möglichkeit bei gutem Marketing die Nachfrage für die Angebote im weiteren Verlauf des Jahres zu erhöhen. Gerade unter dem weiteren Aspekt, dass die Bevölkerung auf die essenziellen Dinge des Lebens schaut, können die Pferde eine Art von Ursprünglichkeit liefern, die ihnen zu eigen und glaubhaft ist. Im Vergleich zur sonstigen Tourismusbranche besteht für den Pferdetourismus unter Umständen bessere Chancen wieder einen Aufwind zu bekommen. Da der Pferdetourismus nicht vergleichbar ist mit Standkosten von Flugzeugen oder Kreuzfahrtschiffen und auch unter Betrachtung der Sensibilisierung mit dem Klimaschutz. Auch die weiteren Schlagzeilen in letzter Zeit bieten die Chance für den Pferdetourismus, da Pferde bei den meisten Menschen gute Verbindungen aufrufen.

Wie geht es weiter in der Zukunft?

Nach all den vorangegangenen Betrachtungen bleiben Chancen und Risiken stehen. Die große Unbekannte in den Berechnungen ist, wie sich die Zukunft entwickelt, dieses und nächstes Jahr. Der Ausblick für die Zukunft sieht vom Trend positiv aus. Doch es gibt viele Betriebe, die sich hoch verschuldet haben. Was die Frage offen lässt, wie lange die einzelnen Betriebe es schaffen.

Der Blick auf die Branche des Pferdetourismus sieht gut aus. Es sind viele Chancen für die Zukunft gegeben. Die Entwicklungen des ländlichen Tourismus zeigen Wachstumspotential auf und haben diesen die letzten Jahre auch bewiesen. Doch offen bleiben die einzelnen Betriebsschicksale. Es sind meist Klein- und Kleinstbetriebe, die betroffen sind. Dort sind wenig Rücklagen vorhanden und der Umsatz macht selten Sprünge. Die weitere Schwierigkeit ist, dass die verlorenen Einnahmen selten auch wieder eingeholt werden. Sodass die Frage offenbleibt, ob das Herbstgeschäft die Saison retten kann. Im Winter geht der Pferdetourismus überwiegend stark zurück, da dort weniger Touristen unterwegs sind und besonders Familien bleiben weg.

Damit ist der Ausgang offen und die Optionen sind zwiegespalten. Es gibt Chancen, aber auch etliche Risiken, wo der Ausgang offen bleibt. Der Pferdetourismus wird bleiben. Dabei sind am Ende einzelne Schicksale für eine Branche zu verkraften, dennoch sind sie für die Betroffen sehr schwierig. Oft sind im Pferdebereich lange Traditionen mit den Betrieben verbunden, wo ein Aufgeben der Traditionen auch meist mit den Familien verbunden sind.

Quellen:

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