Die Nachhaltige Landwirtschaft – Die Lösung für die Zukunft?

Die Landwirtschaft ist in den letzten Jahren mit verschiedenen Schlagzeilen Thema geworden. Dabei wird vor allem kritisiert. Die meisten Stimmen fordern eine nachhaltige Landwirtschaft. Doch was ist eigentlich die nachhaltige Landwirtschaft? Dazu gehen die Stimmen auseinander. Naturschutz- und Umweltverbände haben andere Ansichten, als die Bauernverbände und die Unterscheiden sich wieder von den Bioverbänden.

Die meisten sind sich einig, dass die Landwirtschaft nachhaltig werden muss. Wir haben oft genaue Vorstellungen davon, wie die Landwirtschaft sein sollte. Doch lasst uns einmal einen genauen Blick in die nachhaltige Landwirtschaft werfen.

Was können wir uns unter nachhaltiger Landwirtschaft vorstellen?

Unter nachhaltiger Landwirtschaft verstehen wir, eine Landwirtschaft, die sowohl sozial, als auch ökologisch schonend und langfristig denkt. Darunter fallen faire Löhne und Arbeitsbedingungen. Ressourcen schonend und sparsam zu arbeiten und möglichst Emissionen vermeiden. Dabei sollen die wichtigen Lebensgrundlagen geschützt werden und dem Landwirt eine wirtschaftliche Existenz schaffen. Das sind große Ziele und hohe Ansprüche an die nachhaltige Landwirtschaft.

Intensivierung der Landwirtschaft

Damit wir über die Zukunft der Landwirtschaft sprechen können, wollen wir erstmal die Geschichte betrachten. Denn es lohnt sich auf jeden Fall und wir verstehen dann mehr darüber, was die Landwirtschaft geprägt hat.

Beginn mit der industriellen Revolution zogen mehr Menschen in die Städte. Denn dort fanden sie besser bezahlte Arbeit und hofften auf ein angenehmeres Leben. Die Landwirtschaft hat im gleichen Zug mehr Maschinen für die Arbeit erhalten.

Ziel war es hier immer effizienter zu werden und mehr Menschen mit weniger Personal und Fläche zu versorgen. Auf dem Land stand immer weniger Personal zur Verfügung und so mussten mit sinkendem Personal die gleichen Flächen bewirtschaftet werden. Daraus entwickelte sich der Trend, dass die Maschinen größer wurden und die Flächen mit wuchsen. Die Betriebe haben sich im Laufe der Zeit weiter spezialisiert. So konnte weitere Effizienzsteigerung erreicht werden.

Dabei wurde wenig Rücksicht auf den Boden und die sozialen und ökologischen Werte gelegt. Diese Diskussionen wurden besonders im Rahmen des Ökolandbaus angestoßen. Dort wurde einiges verändert, aber einige Probleme bestehen auch weiterhin. Wir finden in der Landwirtschaft in Deutschland nun sehr große spezialisierte Betriebe, die auf Menge und Effizienz ausgerichtet sind. Das Ziel von möglichst vielen Personen mit möglichst geringem Personalaufwand wurde erfolgreich verfolgt.

Schattenseiten der Intensivierung

Mit der starken Intensivierung sind auch viele Probleme aufgekommen, die wir aktuell in Deutschland beobachten. Die Böden haben sich verschlechtert und wir versuchen aktuell gegen die Erosion. Wir haben viele Nährstoffe und Mineralstoffe an ein Minimum gewirtschaftet. Durch die Spezialisierung sind weniger Arten verwendet worden. So beobachten wir einen Artenverlust in der Landwirtschaft.

Auf der anderen Seite reden wir auch vom Insektensterben. Die Landwirtschaft hat es vielen Lebewesen auch schwer gemacht. Es gibt wenig Feldränder und die Flächengröße ist auch nur nach oben gegangen. Das führte dazu, dass auch wenig Hecken und Unterbrechungen existieren.

Die Betriebe sind mittlerweile abhängig von Förderungen und hängen daher an politischen Entscheidungen. Die Spezialisierung der Betriebe führt auch dazu, dass sie nicht anpassungsfähig sind. Sobald eine Sorte eine schlechtes Jahr in der Ernte hat, fehlt ihnen das Geld. Andere Betriebe haben viel investiert und sind nun abhängig die Stallanlagen auch zu nutzen. Sobald sich aber Gesetze ändern stehen sie vor dem aus.

Die Umstellung der Landwirtschaft ist eine aufwendige Arbeit. Besonders durch die Globalisierung hat sich die Konkurrenz deutlich gemehrt. Die Produkte können nun von der Welt importiert werden und sind trotz Import billiger. Dies stellt für viele Betriebe auch eine Herausforderung dar. Wie kann nun also die nachhaltige Landwirtschaft aussehen?

Die Lösung in der nachhaltigen Landwirtschaft?

Die Probleme haben wir nun ausführlich besprochen, doch offen bleibt, wie es weitergehen soll. Dafür ist nun der Vorschlag die nachhaltige Landwirtschaft. Die Landwirtschaft muss weiterhin viele Menschen versorgen und die steigende Weltbevölkerung wird diesen Anspruch auch weiter formen. Gleichzeitig muss die Landwirtschaft sinnvoll mit den Ressourcen umgehen, dabei das Ökosystem und Klima berücksichtigen und auch faire wirtschaftliche Chancen ermöglichen.

Die Anforderungen an die nachhaltige Landwirtschaft sind hoch. Dazu stellt sich nun die Frage, wie dies aussehen soll.

Konkret müssen wir mehr auf den Boden achten und die Landwirtschaft als Ökosystem betrachten. Dies allein stellt schon eine große Herausforderung dar, denn die Flächen können nicht mehr nur als Produktionsplatz betrachtet werden.

Weiter muss auch ein Umdenken, weg von den immer größeren Maschinen erfolgen und mit den Ressourcen nachhaltiger umgegangen werden.

Auf sozialer Seite muss die Landwirtschaft auch das Personal finanziell versorgen. Dies stellt eine aktuell sehr große Herausforderung, denn die meisten sind unterbezahlt und schreiben ihre Überstunden nicht auf.

Generell sollte das Ziel sein möglichst unabhängig von Schwankungen die Bevölkerung zu versorgen. Dabei auf ökologische und soziale Faktoren eingehen.

Dafür müssen wir alle bereit sein, mehr für unsere Lebensmittel zu zahlen. Wir sollten darauf achten, dass wir regionale Lebensmittel kaufen und am besten auch mit der Saison gehen.

Die Landwirtschaft wird diese Herausforderung und Umstellung nicht alleine bewerkstelligen können. Es wird eine Gesellschaftsaufgabe für die nächsten Jahre sein. Für die Umsetzung ist bisher noch offen, was die nachhaltige Landwirtschaft konkret benötigt. Dort gehen die Meinungen der Experten weit auseinander. Auch besonders in den Prioritäten scheiden sich die Geister. So können verschiedene Vorgehensweisen unterschiedliche Ergebnisse liefern, jedoch ist nicht eindeutig klar, welche exakten Ziele verfolgt werden.

Ist Bio nachhaltig?

Eine häufige Annahme ist, dass die ökologische Landwirtschaft mit der nachhaltigen Landwirtschaft gleichzusetzen ist. Die beiden Konzepte unterscheiden sich jedoch an einigen Punkten. Generell kann belegt werden, dass die ökologische Landwirtschaft auch nachhaltiger ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Ziele der nachhaltigen Landwirtschaft erreicht werden.

Der Ansatz des Ökolandbaus ist ein Kreislaufgedanke im Unternehmen. Dabei ist der Biomarkt mittlerweile auch ein globaler Markt, sodass hier nicht ausschließlich regional gewirtschaftet wird.

Einige konventionelle Landwirte arbeiten nachhaltiger als Öko-Landwirte. Weiterhin gibt es auch kritische Stimmen, die an der Effizienz zweifeln und den Flächenverbrauch anprangern. Die konventionelle Landwirtschaft erntet mehr auf der gleichen Fläche, sodass beim Ökolandbau die Versorgungsfähigkeit kritisiert wird. Dazu gibt es auch Studien, die zeigen, dass der Ökolandbau ausreichend versorgt. Dies geht aber nur, wenn auch der Konsum sich ändert und weniger tierische Produkte verzehrt werden.

Ein weiteres Problem im Ökolandbau ist meistens die soziale Nachhaltigkeit, denn die Bezahlung ist oft schlecht und Betriebe geraten in die Kritik, da sie viele Praktikanten in den Betrieben einsetzen. Daher kann bei einigen Bio-Betrieben an den Arbeitsbedingungen noch einiges verbessert werden.

Eine weitere Besorgnis ist allerdings auch hier, dass der deutsche Ökolandbau dem internationalen Preisdruck nicht standhalten kann. Sodass sich weniger verbessert, als wünschenswert wäre.

Also auch im Bio-Sektor kann noch einiges nachhaltiger werden und die ökologische Landwirtschaft kann nicht gleichgesetzt werden zu der nachhaltigen Landwirtschaft.

Wie erkenne ich nachhaltige Produkte?

Wenn wir nun die nachhaltige Landwirtschaft unterstützen wollen, wie können wir nun die Produkte erkennen? Dies ist eine spannende Frage, die heutzutage sehr schwierig zu beantworten ist. Es ist förmlich ein Dschungel von Labeln und Zertifikaten aus dem Boden geschossen. Dabei den Überblick zu behalten ist nicht einfach.

Eine Möglichkeit ist auf Bio-Siegel zu achten. Dabei gibt es das EU-Siegel, welches gesetzlichen Standards unterliegt. Dabei unterstützen wir die ökologische Landwirtschaft, welche grundsätzlich nachhaltiger ist.

Ansonsten gibt es einige Fairness Siegel, wie Fairtrade, die sich vor allem auf die soziale Nachhaltigkeit fokussieren. Mittlerweile gibt es allerdings sehr viele Siegel und Zertifikate, die in der Aussagekraft sehr unterschiedlich sind.

Einige Produkte beginnen aktuell auf ihren Produkten die CO2-Werte anzugeben. Allerdings sollten diese Berechnungen kritisch betrachtet werden. Oft werden die Statistiken so definiert, dass ein eiwünschenswertes Ergebnis zustande kommt. Einige Berechnungen werden durch Annahmen bestätigt. Einige Werte werden auch über einige Jahre geschrieben. Daher werden bei den verschiedenen Berechnungen unterschiedliche Standards angelegt, die nicht zwangsweise vergleichbar sind.

Worauf muss ich beim Einkauf achten?

Wenn wir nun nachhaltiger Einkaufen wollen, worauf können wir denn eigentlich genau achten. Das beste ist einfach regional einzukaufen. Wenn ihr die Möglichkeit habt direkt beim Bauern zu kaufen, dann stärkt das natürlich auch die Glaubwürdigkeit. Ihr könnt euch sogar mit dem Bauern austauschen und eure Fragen loswerden.

In den Läden könnt ihr mittlerweile auch von regionalen Betrieben einkaufen. Bei den Bio-Siegeln gibt es auch verschiedene Standards, dort lohnt sich ein Vergleich der Werte und Ziele. Denn Bio ist nicht gleich Bio. Es gibt verschiedene Ideen und Ansätze, weshalb auch im Bio-Sektor unterschiedliche Nachhaltigkeit gelebt wird.

Ein weiterer Ansatz ist auch, dass ihr saisonal kocht. Ihr könnt im regionalen Laden saisonale Produkte einkaufen, dann habt ihr vermutlich das meiste für die nachhaltige Landwirtschaft getan. Denn der zweite große Faktor neben dem Transport ist die Lagerung.

Der letzte Punkt hat mehr mit dem Verbrauch zu tun. Kauft nur so viel ein, wie ihr auch wirklich braucht. Plant eure Mahlzeiten voraus, dass ihr weniger Wegwerfen müsst. Denn die Lebensmittelverschwendung ist ein weiteres großes Thema, welches für die nachhaltige Landwirtschaft verändert werden muss.

Kritik an der nachhaltigen Landwirtschaft

Die nachhaltige Landwirtschaft hat auch durchaus Kritiker und zeigt auch durchaus Schwachstellen. In der Landwirtschaft stellt sich der Ökolandbau oft als nachhaltige Landwirtschaft hin. Dabei müsste auch im Öko-Bereich noch vieles nachhaltiger werden.

Das zentrale Problem mit der nachhaltigen Landwirtschaft ist die Größe der Ziele. Die Forderungen sind so umfänglich, dass hier schnell ein Idealismus gemalt wird. Leider wird dabei vergessen, dass solche strukturellen Veränderungen mehr Zeit benötigen. Die Menschen müssen mitgenommen werden und sich nicht abgehängt fühlen.

Die Landwirtschaft ist stark von der Politik abhängig und benötigt richtige Fördermittel. Wenn nun die Änderungen zu schnell und überraschend kommen, dann werden viele Betriebe in den Ruin getrieben, da ihre Investitionen nicht aufgehen. Besonders moderne Stallanlagen kosten Millionen Euro, da lässt sich der Stall nicht alle zwei Jahre umbauen, sondern wurde mit Blick auf 10-20 Jahre gebaut.

Die Ziele sind so umfangreich, dass bisher einzelne Bereiche oft voneinander getrennt bearbeitet werden. So gibt es Zertifikate für die soziale oder ökologische Arbeit. Bisher gibt es noch kein komplettes Siegel für die nachhaltige Landwirtschaft. Die verschiedenen Bio-Siegel sind bemüht sich weiterzuentwickeln und so nachhaltiger zu werden.

Die nachhaltige Landwirtschaft ist ein solches Thema, dass auch der Einzelhandel mittlerweile versucht dem Kundenwunsch nachzugehen. Dabei werden Lösungen entwickelt, die nicht zwangsläufig für mehr Nachhaltigkeit sorgen.

Meine Einschätzung der Lage

Eine Beobachtung, die ich die letzten Jahre häufiger gemacht habe, ist die emotionale Diskussion über die Landwirtschaft. Besonders im Bereich des Ökolandbaus wird oft ein gemeinsames Feindbild der konventionellen Landwirtschaft geschürt. Es gibt „die Guten“ und „die Bösen“. Ich finde es schade, dass wir bei der Landwirtschaft nicht ein Miteinander schaffen.

Die Landwirtschaft wird in den kommenden Jahren nur komplexer und die Herausforderungen wachsen. Daher brauchen wir die Unterstützung von den verschiedenen Erfahrungen.

Die Öffentlichkeit hat mit dem Konsum auch die Möglichkeit in die Produktion zu wirken. Insgesamt muss auch in der Öffentlichkeit das Thema sachlich besprochen werden. Nicht jeder kann sich aktuell Bio-Lebensmittel leisten. Wir müssen auch dafür Verständnis haben.

Die Landwirtschaft ist besonders komplex, da auch viel Politik passiert und mit Förderungen gearbeitet wird. Das ruft noch weitere Interessen auf den Plan.

Ich wünsche mir, dass weniger Parteiung und Spaltung passiert. Es darf nicht zu den „Guten“ und den „Bösen“ kommen. Wir haben dafür zu viele Herausforderungen. Wir benötigen jegliches Wissen.

Die nachhaltige Landwirtschaft scheint in sehr weitere Ferne, dabei wollen wir sie möglichst schnell erreichen. Daher ist die Politik gefordert Weichen zu stellen. Die Betriebe sind gefordert sich neuen Möglichkeit zu öffnen und die Allgemeinheit ist dazu herausgefordert sich mit dem Konsum und der Lebensmittelproduktion auseinanderzusetzen. So haben wir alle mit der nachhaltigen Landwirtschaft zu tun. Also lasst uns gemeinsam die Landwirtschaft verbessern!

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