Ein Rundgang durch den Forstbotanischen Garten in Eberswalde

Ihr seid auf der Suche nach einem schönen und ruhigen Spaziergang im Wald? Dann habe ich mal eine besondere Idee für euch. Ihr könnt den Forstbotanischen Garten in Eberswalde besuchen.

Wenn ich eine kurze Runde drehen möchte, dann gehe ich dort sehr gerne hin. Am schönsten ist es natürlich im Herbst mit all den bunten Blättern. Dann ist der Garten sehr farbenfroh. Aber auch in den anderen Jahreszeiten lohnt sich ein Besuch. Dabei ist dort auch viel Geschichte zu sehen, denn ein Baum wächst nur sehr langsam. So finden wir dort viele Jahrzehnte von Förstern und Wissenschaftlern, die ihren Fingerabdruck hinterlassen haben.

Was ist ein Forstbotanischer Garten?

Botanische Gärten sind eine Ansammlung von verschiedenen, einheimischen und fremdländischen Pflanzen. Dort werden die Pflanzen systematisch, geographisch oder ökologisch angepflanzt. Eine spezielle Form der Botanischen Gärten ist der Forstbotanische Garten, die auch Arboretum genannt werden. In einem Forstbotanischen Garten werden Bäume und Sträucher angepflanzt, die auch winterfest sind. Wenn sie in einem Kübel gepflanzt und für die Überwinterung in ein Gebäude geholt werden, wird von einer Orangerie gesprochen. Es gibt auch allgemein gehaltene Botanische Gärten, die mehr zur Zierde angelegt werden. Solche Gärten sind häufig in großen Städten für die Erholung angelegt. Diese Gärten sind beim Verband für botanische Gärten gelistet und gruppiert.

Forstbotanische Gärten heben sich von Botanischen Gärten etwas ab. Ein anderer Begriff für einen Forstbotanischen Garten ist auch das Arboretum. Von der Gesellschaft Deutsches Arboretum e.V. ist dieser Begriff wie folgt definiert:

„Arboretum“ (lat.), zu botanischen Studienzwecken angepflanzte Gehölzsammlung, die das Verhalten ausländischer Bäume und Sträucher unter gegebenen Klima- und Bodenverhältnissen zu beobachten gestattet. Hauptbedingung ist, dass jede Art die individuellen Merkmale zu voller Entwicklung bringen kann, die landschaftliche Wirkung der Anpflanzung ist Nebensache. Die Anordnung geschieht meist nach wissenschaftlicher, pflanzengeografischer oder systematischer Einteilung. Man gruppiert so, dass die verschieden breiten Wege die Grenzen der einzelnen Gruppen anzeigen. Für gedeihliche Entwicklung der Anpflanzung ist die Anordnung nach den verschiedenen Ansprüchen der Arten an Boden, Feuchtigkeit, Licht und Luftzutritt vorteilhafter, jedoch leidet darunter die wissenschaftliche Übersichtlichkeit. http://www.gesellschaftdeutschesarboretum.com/arboreten.html

Dabei ist eine Anpflanzung von Einzelbäumen oder Kleingruppen, dann ein sogenanntes Solitär- oder auch Kleinbestand-Arboretum, häufig. Es werden keine größeren Flächenversuche angelegt. Diese sind auch von der Forschung angelegt, aber nicht in Form von einem Forstbotanischen Garten typisch.

Die Gründung geht meist von Forschungseinrichtungen aus, die den Garten als Versuchsfläche mit einem bestimmten Ziel angelegt haben. Diese Zielsetzungen ändern sich mit der Zeit und so ändern sich die Gärten auch. Auch ist der Einfluss von politischen oder historischen Ereignissen recht groß, da durch Verlegungen von Forschungseinrichtungen oder durch Kriege die Gärten häufig in Mitleidenschaft gezogen wurden. So gibt es in Eberswalde als auch in Tharandt einen Forstbotanischen Garten.

In Tharandt ist das Aufgabenspektrum für deren Forstbotanischen Garten übersichtlich beschrieben und grafisch dargestellt. In Abbildung 1 sind zum einen in blau die wissenschaftlichen Ansprüche gezeigt. In gelb sind die weiteren Aufgabenfelder beschrieben, die über die Arbeit intern in der Hochschule und Forschung hinausgehen. Dies zeigt, wie vielfältig die Aufgabenbereiche von einem Forstbotanischen Garten sind.

Vorstellung des Forstbotanischen Garten in Eberswalde

Als 1830 die Königlich Preußischen Höheren Forstlehranstalt in Eberswalde gegründet wurde, wurde gleichzeitig auch der Forstbotanische Garten angelegt. Die erste Fläche lag etwas südlich von der heutigen Lage und wurde als „Pfeil Garten“ gegründet. Es sind leider wenig Dokumente erhalten geblieben und so gibt es keine historischen Karten.

In den Jahren 1868-1874 wurde der Garten von Forstinspektor B. Danckelmann auf die heutige Lage verlegt. Die 8 ha große Fläche ist die Position des heutigen Solitär-Arboretums. Die Flächen waren unter Forstwissenschaftler F.W.L. Pfeil als auch unter B. Danckelmann für die Forstpflanzenanzucht in Verwendung. Die detaillierte Historie des Gartens soweit nachvollziehbar und belegt lässt sich auf der Internetseite des FoBoGa nachlesen unter der HNEE Homepage zu finden (von dort stammen die Zahlen und Namen).

Unter B. Danckelmann wurde begonnen eine familienweise Anordnung der Pflanzen im Garten anzulegen. Dies erwies sich als ungünstig ebenso wie eine geographische Ordnung der Pflanzen. Es wird weiterhin versucht unter Betrachtung der Ansprüche der Pflanzen eine standortgerechte Anordnung zu erreichen. Die verschiedenen Anordnungen lassen sich noch heute erkennen, darauf wird im Video eingegangen.

Während des 2. Weltkrieges wurde der Garten verwüstet und Dokumente und Aufzeichnungen wurden zerstört.

Der aktuelle FoBoGa ist 8 ha groß mit dem Solitär-Arboretum. Darüber hinaus ist eine 40 ha große Fläche als Kleinbestand-Arboretum in der Waldfläche südlich dazugehörend. Die Straße weiter nach Westen ist auch ein Verwaltungsgebäude mit anschließendem Gewächshaus Bestandteil des FoBoGa. Der FoBoGa geht somit über die gezäunte Gartenfläche hinaus.

Die aktuelle Karte zeigt aber auch einige historische Entwicklungen von den verschiedenen Sortierungen in der Pflanzung siehe Abbildung 2. Auf die Sortierung und die Aufteilung des Gartens wird im Video erklärt. Das Video macht zehn Stopps im FoBoGa, um so die verschiedenen Bereiche zu zeigen. Dort lässt sich auch die vielfältige Aufteilung und historische Entwicklung erkennen.

Abbildung 2: Lageplan des Forstbotanischen Gartens in Eberswalde (Darstellung des FoBoGa, zur Verfügung gestellt von Prof. H. Schill)

Der Einfluss vom Forstbotanischen Garten auf die Kulturlandschaft

Die Definition von einem Arboretum zeigt, dass die Auswirkungen auf die Kulturlandschaft nicht beachtet werden bei einer Anlegung der Forstbotanischen Gärten. Doch durch ihr Entstehen und durch den Verbund mit einer Forschungseinrichtung sind häufig auch weitere Forschungsflächen in der Umgebung. Daher hat dies einen Einfluss auf die Kulturlandschaft. Es gibt etliche Baumarten, die nicht natürlich in der Region sind. Sodass sich über die Zeit sukzessive die Kulturlandschaft verändert. Auf den Einfluss auf die Kulturlandschaft wird im Video wenig eingegangen, da das Ziel vorerst ist den FoBoGa an sich vorzustellen. Daher wäre ein Folgevideo mit einem detaillierten Blick auf die Umgebung des FoBoGa spannend. Wie hat sich der Wald und somit auch die Kulturlandschaft im Umfeld von der Hochschule und des FoBoGa verändert, könnte dabei gut betrachtet werden.

Was passiert heutzutage in dem Forstbotanischen Garten in Eberswalde?

Historisch wurde er zu Forschungszwecken eingerichtet und heute wird dort weiterhin Forschung betrieben. Dennoch ist der FoBoGa auch eine Ausstellung von Pflanzen im besonderen auch Bäumen für die Bevölkerung. Dabei sind nicht die einheimischen Forstkulturen Kernpunkt der Ausstellung, sondern vielmehr auch exotischere Pflanzen. So gibt es im FoBoGa auch internationale Bäume. Es werden auch Pflanzen angepflanzt, die nicht unbedingt den wirtschaftlichen Ansprüchen genügen.

Spannend ist auch die Bewerbung des FoBoGa’s in der Öffentlichkeit. So wird er auf der Website des Familiengarten Eberswalde folgend beschrieben:

„Als einer der ersten botanischen Gärten Europas wurde der Forstbotanische Garten 1830 gegründet. Zahlreiche Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen ein. Veranstaltungen wie „Balkanrhythmen zum Mittanzen“, „Sommerträume für sieben Abende“ oder „Wilde Pflanzen zum Genießen“ sorgen für Abwechslung im Garten und bringen den Besuchern die Grünpflanzen themengebunden näher.“ https://www.familiengarten-eberswalde.de/in-der-umgebung/forstbotanischer-garten/

Das Interessante dabei ist, dass die Beschreibung des FoBoGa eher „idyllisch“ und „angenehm“ als Ausflugsziel und nicht so „wissenschaftlich“ als Forschungstandort dargestellt wird. Somit hat der FoBoGa auch touristische und freizeitliche Zwecke. Ebenso findet dort die WaldWeihnacht von der Stiftung WaldWelten im FoBoGa statt (siehe Website von WaldWelten). Daher sind hier durchaus auch kulturelle Angebote geboten Bestandteil.

Der FoBoGa ist auch ein wichtiger Anlaufpunkt für die Umweltbildung und wird gerne von Waldpädagogen genutzt, um ihre Veranstaltungen in einer geschützten Umgebung stattfinden zu lassen. Besonders vom WaldSolarHeim Eberswalde wird der FoBoGa häufig angelaufen und auch als Ort für die ersten Veranstaltungen der werdenden Waldpädagogen von der HNEE wird die Fläche genutzt. Die Lehre der HNEE bezieht den FoBoGa auch gerne als Veranstaltungsort mit ein, da dort anschauliche Botanik-Vorlesungen gehalten werden können, wie sie im Modul „Dendrologie und Krautpflanzen“ im Bachelor Forstwirtschaft stattfinden.

Abschließende Gedanken

Der FoBoGa ist historisch als Versuchsfläche und Untersuchungsgelände für die Höhere Forstlehranstalt Eberswalde angelegt. Der Hauptzweck des Gartens ist heute ein anderer, aber die Versuchsanlagen sind zum Teil erhalten geblieben. Sodass die Historie des Gartens in der Struktur durchaus wiedererkennungswert hat. Durch den 2. Weltkrieg wurde der FoBoGa auch beschädigt, dabei sind auch etliche historische Dokumente verloren gegangen. Heute wird die Fläche des FoBoGa gerne für die Naherholung oder auch für die Umwelt- und Waldpädagogik genutzt. Der Einfluss des FoBoGa geht über die 8 ha Gartenfläche hinaus. Um Eberswalde herum sind etliche Versuchsparzellen in den Wäldern entstanden über die Jahre, sodass das Ziel des ursprünglichen FoBoGa sich auch auf weitere Flächen ausgeweitet hat. Die Funktion des FoBoGa hat sich über die Jahre geändert und ist heute neben Forschungszwecken auch für eine repräsentative Nutzung angelegt.  

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