Holzrücken mit Pferden

Jeder von uns kennt die Holzernte und hat so seine Gedanken zum Thema. Beim Spaziergang fallen gleich die tiefen Spuren im Schlamm auf, wenn es wieder geregnet hat. Die großen Polter, Holzstapel, fallen uns auch ins Auge. Wir verbrauchen sehr viel Holz und das muss ja irgendwo herkommen. Wie können wir das Holz jetzt aber nachhaltig ernten? Wir können Arbeitspferde nutzen.

Eine Lösung bietet sich beim Holzrücken mit Pferden. Dabei gibt es verschiedene Arbeitsverfahren, die meistens in einer Kombination aus Menschen, Pferd und Maschine bestehen. In Deutschland gibt es hauptsächlich drei Verfahren, die je nach Situation angepasst werden.

Wenn ihr das Berliner, Wittgensteiner und Kölner Verfahren kennt, dann wisst ihr wie die Holzernte mit Pferden in der Praxis aussieht!

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WARUM SIND PFERDE EINE GUTE IDEE?

Vor 50 Jahren wurden sehr viele Pferde im Wald eingesetzt und es war der Standard. Heutzutage sind es hauptsächlich Maschinen. In einigen Fällen geht es sogar so weit, dass wir von einem Maschinenwald sprechen müssen. Das bedeutet ein Wald, der optimal erschlossen ist, damit Maschinen dort arbeiten können.

Dies ist ein trauriges Bild und kann durchaus kritisiert werden. Wir sollten dabei aber nicht die Förster zu hart in Gericht nehmen. Viele von ihnen haben diese Wälder von ihren Vorgängern übernommen. Wir haben alle die Wälder unserer Vorfahren geerbt!

Unser Ziel sollte eine nachhaltige Bewirtschaftung sein. Wir brauchen das Holz und wollen einen ökologischen Wald zum Spazieren haben. Dieser Satz zeigt auch schon den Spagat, den der Wald schaffen muss.

Unsere Ansprüche an den Wald sind so unterschiedlich. Besonders für die diese Ansprüche bieten Pferde eine gute Ergänzung zur üblichen Holzernte. Sie passen sich durch ihr Auftreten in das Landschaftsbild ein, was für Waldbesucher die Erholungsfunktion erhöht.

Pferde fressen Gras und Heu, was ihren Antrieb komplett nachhaltig macht. Sie benötigen auch keine Produktionshallen und Fabriken.

Was ein Arbeitspferd ist, haben wir in einem anderen Blogartikel bereits beschrieben.

Der Einsatz von Pferden verringert auch die Einsatzzeit von Maschinen. Die Pferde bereiten die Stämme so weit vor, dass die Maschine optimal eingesetzt werden kann. Dabei verbraucht die Maschine weniger Treibstoff. Hinzukommt, dass die Maschine bei gutem Wetter eingesetzt werden kann. So werden die Wege im Regen nicht kaputt gefahren.

KÖLNER VERFAHREN

Das häufigste Verfahren in Deutschland ist das Kölner Verfahren. Weil das Verfahren so weit verbreitet ist, gibt es auch regional andere Bezeichnungen und die Umsetzung erfolgt auch teilweise angepasst an die lokalen Gegebenheiten.

Bei dem Kölner Verfahren sprechen wir von einem teil mechanisierten Verfahren in der Holzernte von Kurzholz. Wir hatten oben bereits beschrieben, dass die Arbeitspferde meistens in einer Kombination aus Menschen, Maschinen und Pferden besteht, daher auch teil mechanisiert. Im Gegensatz zur voll mechanisierten Holzernte, bei der nur mit Forstmaschinen gearbeitet wird.

Bevor die Pferde zum Einsatz kommen können, werden die Bäume von Waldarbeitern gefällt und aufgearbeitet, also in Abschnitte gesägt.

Nun kommen die Pferde zum Einsatz und rücken das Holz an die Rückegasse vor. Für diese Arbeit wird nur ein Pferd angespannt und vom Pferderücker geführt. Die beiden bilden ein vertrautes Team. Bei einem guten Team sieht es wie ein Tanz um die Bäume aus und ist ein wunderbarer Anblick!

Die Maschine sammelt das Holz von der Rückegasse ein und bringt es auf die Polter. Von dort wird das Kurzholz mit LKWs abgeholt und zu den Sägewerken gebracht.

Das Kölner Verfahren findet die meiste Anwendung im Laubwald, da Laubholz häufig in Abschnitten verkauft wird.

WITTGENSTEINER VERFAHREN

Aus dem Laubwald geht es jetzt in den Nadelwald. Das Wittgensteiner Verfahren wird meistens im Fichtenwald in bergigen Regionen angewendet. Im Gegensatz zum Kölner Verfahren werden die Stämme nicht in Abschnitten geerntet, sondern als Langholz verwendet.

Der Ablauf ist ansonsten gleich zum Kölner Verfahren. Begonnen wird mit dem Holzeinschlag durch die Waldarbeiter. Nach diesen kommen nun wieder die Pferde zum Einsatz. Da wir Langholz ernten, werden oft zwei Pferde angespannt.

Wie auch beim Kölner Verfahren kann das Holz an die Rückegasse gerückt werden und wird von dort mit einem Forwarder (Rückezug) an die Waldstraße gezogen. Es ist auch möglich, dass die Pferde die Stämme direkt bis an die Waldstraße ziehen und so keine Forstmaschine mehr zum Einsatz kommt. Dies hängt davon ab, wie die Gegebenheiten vor Ort sind.

BERLINER VERFAHREN

Das Berliner Verfahren unterscheidet sich sehr von den beiden oben Beschriebenen. Es kann sowohl in Laub- als auch Nadelwäldern eingesetzt werden. Zentral ist der pferdegezogene Rückewagen.

Wie wird das Berliner Verfahren jetzt umgesetzt?

Am Anfang wird das Holz wieder eingeschlagen und zu Abschnitten aufgearbeitet. Die Abschnitte werden dann mit dem Rückewagen eingesammelt und zum Polter gefahren. Dabei kommt keine Forstmaschine zum Einsatz.

Die Besonderheit ist, dass der Rückewagen von Pferden gezogen wird und so keine Maschine die Reifen antreibt. Dadurch wird die Befahrung reduziert und der Boden geschont. Da der Rückewagen allerdings nur eine geringe Menge an Holz aufladen kann, wird das Verfahren sehr selten verwendet.

Häufiger ist die Kombination mit dem Rückewagen in Skandinavien zu finden. In Deutschland sprechen wir also von dem Berliner Verfahren, auch wenn es international weitere Anwendung findet.

THEMA DER RÜCKEGASSEN UND WALDBEFAHRUNG

Ein wichtiges Thema in dem Zusammenhang mit den Arbeitspferden ist das Thema der Rückegassen und Waldbefahrung.

Dazu müssen wir uns die Geschichte der Rückegasse anschauen. Historisch haben wir mit Arbeitspferden keine Schneisen in den Wald gehauen, damit wir darauf das Holz bewegen können. Sondern die Waldfläche wurde so betreten, wie es der kürzeste Weg zum Holz erlaubte.

Das Problem entstand, als die ersten Traktoren in den Wald fuhren und so die Entwicklung der Forstmaschinen begann. Die Maschinen wurden immer schwerer und haben mit ihren Raupenantrieben die Waldböden zerfurcht. Die Maschinen benötigten nun auch mehr Platz, da sie größer, breiter und schwerer wurden. So wurden Rückegassen entwickelt. Auf diesen sollten indessen die Maschinen fahren dürfen.

In der heutigen Zeit sind Rückegassen nicht mehr aus dem Wald wegzudenken für die Holzernte. In den meisten Wäldern wird das Holz mit Harvestern geerntet und mit Forwardern aus dem Wald gefahren. Das Resultat dieser Entwicklung sind Wälder, die alle 20 Meter eine Rückegasse besitzen. Von einigen werden diese Wälder als Maschinenwald abgetan und verpönt.

Mit den Waldzertifikaten von FSC und PEFC ist beschlossen, dass die Maschinen sich nur noch auf diesen Rückegassen aufhalten dürfen und die flächige Befahrung verboten ist.

Inzwischen wurde auch festgestellt, dass die Befahrung langjährige Schäden hinterlässt. Daher sind Rückegassen einmalig anzulegen und dann fortwährend zu benutzen. Dazu gibt es von den verschiedenen Bundesländern und Landesforsten Richtlinien, wie diese zu pflegen und anzulegen sind, damit die Nutzung für viele Jahre sichergestellt werden kann.

Die Pferdearbeit bietet eine andere Lösung für die Befahrung an. So kann dank des Einsatzes der Rückepferde jede zweite Gasse gespart werden. Das bedeutet, wir haben 50 % weniger Rückegassen und wieder mehr Wald!

AUSSTATTUNG DER PFERDE UND WERKZEUGE

Für die Arbeit mit den Pferden benötigen wir auch ein wenig Ausstattung. Die größte Anschaffung ist dabei das Geschirr für das Pferd.

Für das Holzrücken benötigen wir außerdem noch eine Kette mit Haken, die sogenannte Chokerketten. Diese werden um den Stamm geschlagen und ziehen sich unter Zug fest.

Für die meiste Arbeit ist das schon die Ausrüstung. Es gibt jedoch auch weitere Hilfsmittel, die für die Arbeit hilfreich sein können.

So gibt es noch Blochstreifhaken, die hauptsächlich im Hang angewendet werden. Dafür werden die Haken in die Kopfseite geschlagen. Der Stamm wird dann vom Pferd angezogen, dabei löst sich der Haken wieder. Sodass das Holz den Hang hinab rutscht, ohne das Pferd dabei zu gefährden.

Darüber hinaus gibt es noch Holzschlitten in verschiedenen Ausführungen, die das Bewegen von schwerem oder viel Holz ermöglichen. Diese Variante gibt es auch mit Rädern, dass auch schwere Einzelstämme über längere Strecken bewegt werden können.

MEHR PFERDE IM WALD?

Das Holzrücken mit Pferden ist nicht nur historisch und Geschichte. Sondern es bietet viele Möglichkeiten für uns heute unsere Forstwirtschaft nachhaltig zu gestalten. Neben dem Holzrücken gibt es noch viele weitere Möglichkeiten für den Einsatz von Zugpferden im deutschen Wald.

Wir stehen vor großen Herausforderungen, was die Waldbewirtschaftung von morgen angeht. Dabei sollten wir nicht blind sein und möglichst viele Optionen in Betracht ziehen.

Für mich ist der Einsatz von Arbeitspferden auf jeden Fall zu verstärken, denn sie ergänzen unsere bisherigen Möglichkeiten mit sehr viel Vielseitigkeit.

Lasst uns gemeinsam für eine bessere Forstwirtschaft in der Zukunft einstehen und uns überlegen, wie wir uns verbessern können. Dafür ist der Austausch von Experten, Förstern und der Öffentlichkeit besonders wichtig.

Mir ist dabei auch wichtig, dass wir uns ohne Anschuldigungen unterhalten. Ein Miteinander in die Zukunft sollte unser Ziel sein!

Wenn euch das Thema der Zugpferde im Wald interessiert, könnt ihr auch gerne Kontakt zur Interessengemeinschaft Zugpferde e.V. aufnehmen. Sie setzt sich für die Arbeitspferde in Deutschland ein.

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