Stockausschlag – Mehrere Stämme aus einem Baum

Vielleicht habt ihr das Phänomen im Wald auch schon öfter beobachtet. Es wachsen mehrere Bäume aus einem Stamm. In einigen Regionen kommt das sehr häufig vor. Bei diesem Phänomen handelt es sich um Stockausschlag. In der Forstwirtschaft sprechen wir von Stockausschlag, wenn aus einem alten Baumstumpf (Stock) neue Bäume wachsen. Es handelt sich also genau um einen Baum, der einfach mehrere Stämme hat.

Wie kommt es zu dem Stockausschlag?

Damit wir verstehen können, wie es zu Stockausschlag kommen kann, müssen wir zunächst verstehen, wie Bäume wachsen.

Im Baum gibt es nur wenige Millimeter, die für das Wachstum zuständig sind. Unter der Rinde befindet sich eine dünne grüne Schicht. Förster nennen diese grüne Schicht Kambium. Dort findet das Dickenwachstum des Stammes statt.

Einige Baumarten haben sogenannte schlafende Augen im Kambium. Wenn der Stamm nun einen großen Schaden erleidet, können von dort neue Knospen austreiben.

Da sich nun an einigen Stellen neue Triebe entwickeln, kommt es zu mehreren Stämmen. Die jungen Triebe besitzen ideale Wachstumsvorrausetzungen, denn sie können auf das komplette Wurzelwerk des alten Baumes zugreifen. Mit der Zeit wird aus den kleinen Trieben ganze Stämme.

Besonders bekannt sind die Weiden, Linden, Ahorne, Pappeln und Hainbuchen. Diese Baumarten sind besonders Vital und können sich schnell erholen. Dies zeigt auch die Nutzung der Baumarten, so wurden einige davon besonders für ihren Stockausschlag angepflanzt.

Historische Bedeutung von Stockausschlag

Der Stockausschlag der Bäume wurde historisch häufig angestrebt. So wurden Hainbuchen in Bergbauregionen angepflanzt, da sie sehr stabiles Holz liefern und durch den Stockausschlag viel Holz in geringer Zeit wächst.

Im Mittelalter wurden viele Weiden für den Zaunbau und das Korbflechten benötigt. So finden wir oft in historischen Orten viele Weiden. Diese wurden gekappt und der Stockausschlag wurde nicht lange wachsen gelassen. Ziel war es hier möglichst dünne lange Austriebe für die Arbeit zu ernten. Durch das große Wurzelwerk wuchsen die jungen Triebe schnell. Auf diesem Weg wurde schnell viel Weide gewonnen.

Wo finden wir den Stockausschlag heute?

Die historischen Nutzungen können wir in den Regionen noch heute sehen. Oft sind die historischen Regionen erhalten geblieben. So können wir im Ruhrgebiet heute oft alte Hainbuchen mit 3-6 Stämmen beobachten. Für die Forstwirtschaft sind diese Stämme gefährlich zu ernten. Denn sie bringen eine hohe Instabilität mit sich. Denn ihr Kern ist nicht komplett verwachsen. So brechen sie oft an diesen Stellen auseinander und fallen dann als starke Vorhänger mit Spannung an.

Wir beobachten diese Technik des starken Stutzens besonders in Parks und an Alleen. Dort werden Weiden und Linden oft stark zurückgeschnitten. Dann wird der Stockausschlag wieder wachsen gelassen. Das Ziel ist eine kontrollierte Baumhöhe. Denn der Stockausschlag tritt hier bei einer Höhe von zwei bis drei Metern auf. Das bedeutet Stockausschlag muss nicht direkt über dem Erdboden stattfinden.

Ausschlag auch normalen Bäumen ohne Schaden

Wir können den Stockausschlag auch bei vitalen Bäumen beobachten, die nicht abgesägt wurden. So treiben Linden gerne auch am Fuß des Stammes erneut aus. So bilden sich neue Triebe um den gesamten Baum herum. Es hat eine gewisse Ähnlichkeit zu einer Hecke.

Am häufigsten sehen wir diese Entwicklung bei Parkbäumen, die als Solitär also freistehend wachsen. Im Wald fällt meist zu wenig Licht auf den Waldboden.

Doch dieses Entwicklungspotential muss der Förster beachten, wenn er zum Beispiel einen Eichenwald bearbeitet und dort Bäume fällt. Eichen neigen auch zu einem Stockausschlag und können bei Licht auch noch Schattentriebe entwickeln. So können sich bei Eichen durch Knospen auf der gesamten Stammlänge neue Austriebe entwickeln.

Besonderheit beim Bonsai

Eine Besonderheit möchte ich euch noch vorstellen. Bonsai sind Miniaturbäume aus Japan. Doch für die Bonsai werden normale Bäume verwendet. Es sind keine besonderen Baumarten. Das Ziel ist dabei einen Minibaum gleich zu entwickeln, dass dieser dem Original aus der Natur ähnelt.

Das Phänomen des Stockausschlags sollte also auch in der Miniaturform vorkommen. Daher werden für einen Bonai-Stockausschlag mehrere junge Bäume mit einem Draht verbunden. Nach einigen Jahren werden diese eng miteinander verwachsen sein, sodass sie aussehen wie das Original mit Stockausschlag.

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