Sturmwurf – Warum einige Bäume umfallen

In letzter Zeit erleben wir in Deutschland immer mehr Stürme. Durch die Stürme fallen auch immer mehr Bäume um, aber es fallen immer nur einzelne um. Woran liegt das eigentlich? Obwohl die Bäume so stark und fest stehen, können sie durch einen Sturm umgeworfen werden. Es ist ziemlich gefährlich, weil die Bäume auch nicht leicht sind, dennoch ist es faszinierend, die Kraft der Natur zu beobachten.

Bäume können aufgrund verschiedener Einflüsse weniger Halt im Boden haben oder Umsturzgefährdet sein. Wir haben hier sechs mögliche Gründe für euch vorbereitet. Randbäume, so nennen wir an Lichtungen oder Gassen stehende Bäume, haben oft eine Seitenlage und so fallen sie leichter um. Auch dichter Efeu kann dafür sorgen, dass der Baum umfällt, denn er wurde abgewürgt. Wenn Bäume zu schräg stehen, dann neigen sie auch dazu leichter umzufallen. Wurzelverletzungen können auch dazu führen, dass die Bäume weniger Halt haben und so umstürzen. Zu guter Letzt kann es auch eine Krankheit oder Pilzbefall sein, der den Baum so weit schwächt. Der Standort spielt auch eine Rolle, ein sandiger Boden bietet wenig Halt für die Wurzeln. Ein zu nasser Standort kann gequollen sein und den Stamm wenig stabilisieren.

Doch lasst uns nun einen genauen Blick auf die Umstände der Bäume werfen.

Oft wird angenommen, dass umgefallene Bäume Tod sind. Diesen Gedanken werden wir am Ende auch genauer betrachten, ob Bäume direkt sterben.

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Randbaum

Ein Randbaum steht entweder an einer Feldkante oder im Wald an einer Lichtung. Oft finden wir die Randbäume auch an Rückegassen. Sie stehen zu einer Seite im Wald und zur anderen frei. Das führt zu einem unausgeglichenen Baum. Oft sind die Kronen in Richtung Licht größer und stärker. Im Boden steht der Baum im Wald und daher sind die Wurzeln nur sehr begrenzt. So kommt es vor, dass die Randbäume sich vorlehnen.

Wenn nun ein starker Wind aus ihrer Rückseite weht, dann fallen sie in Richtung Krone um. Das Problem wird dadurch verschärft, wenn die Bäume nicht randständig waren. Dann aber aufgrund von anderen Einflüssen am Rand stehen. Darauf waren sie nicht vorbereitet. So werden sie durch geschwächt und treiben zeitgleich eine große Krone aus.

Dichter Efeu um den Stamm

Das Leben des Stammes ist in den äußeren 2-5 cm. Das Innere des Stammes ist verholzt und in dem Sinne „gestorben“. So muss der Stamm sich über das Frühholz, genannt Splintholz, versorgen und wächst durch das Kambium, das ist eine Membran direkt unter der Rinde.

Das Efeu kann dabei den Stamm erwürgen. So kann an einigen Stellen das Efeu so stark werden, dass an dieser Stelle das Wachstum und Leben des Baumes eingeschränkt wird. Aus diesem Grund wird der Baumstamm anfälliger umzustürzen.

Die Stärke von Efeu sollten wir nicht unterschätzen. Es kann in alten Gebäuden die Mauer aufreißen und so erobert die Natur alte Ruinen zurück. Daher kann das Efeu auch für einen Baumstamm zur Gefahr werden.

Übrigens können auch Mispeln und einige andere Pflanzen, die wir unter dem Begriff „baumfremder Bewuchs“ zusammenfassen, Schaden anrichten. Die Mispel kann zum Beispiel dem Stamm Wasser entziehen und so den Baumstamm stark strapazieren und austrocknen im Hitzesommer.

Zu schräg stehend

Wenn Bäume schon in einer Schräglage hängen, dann sind sie besonders anfällig für den Sturm. Die Bäume sind sehr anpassungsfähig und können auch in verschiedenen Situationen wachsen. Besonders bei der Schräglage bilden die Bäume Reaktionsholz aus. Welches den Stamm entweder zieht oder drückt. Das ermöglicht den Bäumen stabil zu stehen trotz ihrer schrägen Ausgangslage. Die verschiedenen Holzausprägungen machen es allerdings in anderen Aspekten schwer für den Stamm. Der Baum steht konstant unter Spannung, die nicht nur für die Waldarbeiter gefährlich ist. Sondern macht den Baum auch angreifbar für den Wind. Denn dem Baum fehlt die Möglichkeit mit dem Wind mitzuschwingen.

Wurzelverletzung

Eine besonders relevante Ursache für die Windanfälligkeit der Bäume ist in den Wurzeln. Die Wurzeln haben den Auftrag den Baum nicht nur mit Nährstoffen und Wasser zu versorgen, sondern sie sollen den Baum auch mit dem Boden verankern.

Als erstes müssen wir dafür die verschiedenen Wurzeltypen verstehen. Es gibt Flachwurzler, Herzwurzler und Pfahlwurzler. Wie der Name der Flachwurzler schon sagt, handelt es sich bei ihnen um flache Wurzeln, die nah an der Erdoberfläche wachsen. Sie haben die Möglichkeit ein sehr breites Wurzelwerk auszubilden und Nährstoffe von einer großen Grundfläche einzusammeln.

Herzwurzler sind eine Mischung aus den anderen beiden. Sie können sich je nach Standort unterschiedlich ausprägen und sind sehr flexibel. Leider lässt sich selten an der Oberfläche erkennen, ob ein Herzwurzler tief verwurzelt ist oder eher flach. So kann nicht genau vorgeahnt werden, welche Bäume anfälliger sind.

Die dritte Möglichkeit ist die Pfahlwurzel. Meistens ist dies eine starke Wurzel, die einfach in die Tiefe wächst und ein paar Abzweigungen wachsen lässt. Sie wachsen sehr stabil, dafür können sich die Pfahlwurzeln nicht in jedem Standort bilden. Die Pfahlwurzler sind am wenigsten gefährdet, wenn es nach dem Wurzeltyp geht.

Nun aber zum eigentlichen Problem. Durch Tiere oder menschlichen Einfluss kann es bei den Bäumen zu Wurzelverletzungen kommen. So fressen Wühlmäuse die Wurzeln an und der Harvester reißt die Wurzeln ab beim Fahren über die Rückegasse.

Das kann dazu führen, dass der Baum weniger Halt hat und so die Neigung hat umzufallen. Die Wurzeln sind für den Baum sehr wichtig, leider sehen wir nur nicht besonders viel von ihnen. Wurzelverletzungen lassen sich nur schwer heilen und so machen sie einzelne Bäume anfälliger umzufallen.

Krankheit, Fäule und Käfer

Der Baum wird in seinem Leben von vielen Umständen angegriffen. So hängen Verletzungen, Krankheiten, Fäule und Käfer mit der Stabilität und Vitalität zusammen. Wenn ein Baum geschwächt ist, wird er vermutlich auch leichter umfallen.

Verletzungen können durch andere Bäume an den Ästen und Stämmen verursacht werden. Im Straßenverkehr sehen wir oft, dass Autos den Baum rammen und dort die Rinde verletzt wird. Es gibt auch diverse Krankheiten an Bäumen. Häufig hängen diese mit Pilzen zusammen, die zur Fäule führen. So kann das Stamminnere von Pilzen zerfressen werden. Das Kernholz sorgt für die meiste Stabilität in den Stämmen. Wenn dies also nicht mehr existiert, fallen Bäume sehr schnell um.

Bei einigen Baumarten können wir einen sogenannten Elefantenfuß erkennen, dort ist der Pilz im Stamm. Bei vielen können wir den Pilz erahnen, aber nicht wirklich erkennen. Der Schutz von den Bäumen stellt sich also schwierig dar.

Es kann auch zum Käferbefall kommen. Das sehen wir aktuell besonders in der Fichte.

Falscher Standort

Ein oft vergessener Faktor für die Standfestigkeit der Bäume ist der Boden. Je nach Standort kann der Baum dort besseren Halt finden oder eben schneller umfallen. Dies ist ein weiteres Argument mit der Fichte. Sie wächst aktuell auf den falschen Standorten und kann sich dort nicht richtig halten.

Bäume können sich sehr weit anpassen und können auch auf schlechten Böden eine Zeit lang wachsen. Werden dort aber leichter angegriffen und so werden sie von allen anderen Faktoren, die wir schon gelistet haben, leichter angegriffen.

Unsere Feststellung ist also, dass der Boden ein Multiplikator ist, wenn es um die Standfestigkeit der Bäume geht.

Warum fallen Bäume nun um?

Oft fallen Bäume um, weil es eine Kombination verschiedener Einflussfaktoren zusammenkommt. Es geht sogar so weit, dass hier ein minimaler Unterschied in der Praxis den Unterschied macht. In der Forstwirtschaft können wir nicht immer sicher sagen, warum ein Baum nun umgestürzt ist.

Wir stellen nur fest, dass in den letzten Jahren die Winde öfter und stärker werden. Sie sind teilweise sogar nur in Schneisen unterwegs. So trifft es nur auf einem schmalen Streifen im Wald. Teilweise sind sogar ganze Flächen umgefallen.

Wir stehen vor großen Herausforderungen im Wald. Der Wald wird aktuell durch Käfer und Wettereinflüsse stark durcheinander gewürfelt.

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