Verbiss im Wald zwischen Jagd und Forst

Wenn ihr im Wald unterwegs seid, dann habt ihr vielleicht auch kleine Miniaturbäume gesehen. Dabei handelt es sich oft um verbissene Bäume. Wir haben letztens schon über Waldverjüngung geschrieben, dabei ist Verbiss oft ein sehr wichtiges Thema. Denn die verbissenen Pflanzen wachsen nicht mehr und so wird der Wald in Zukunft nicht mehr existieren. Wenn wir den Wald umbauen wollen, dann ist der Verbiss ein ziemlich essenzielles Thema.

Doch was hat es eigentlich auf sich mit Verbiss im Wald? Verbiss wird meistens von Rehwild verursacht. Denn das Rehwild frisst am liebsten die jungen Knospen von den Bäumen. Am einfachsten sind natürlich die jungen Bäume zu erreichen. Daher findet Verbiss vor allen Dingen im frühen Baumstadium statt. Verbiss ist auf jeden Fall ein sehr relevantes Thema für den Wald. In diesem Artikel erfahrt ihr genau warum das so ist, was wir dagegen tun können und wieso die Debatte eigentlich noch größer wird.

Du kannst dir auch das Video zu dem Artikel ansehen!

Aufgabe der Wald der Zukunft

Warum ist Verbiss nun ein so wichtiges Thema. Das hängt vor allen Dingen damit zusammen dass wir den Wald der Zukunft bauen wollen. In den letzten Jahren ist vor allen Dingen Waldumbau ein Thema. Wir wollen den Wald vom Nadelwald zu einem Mischwald umbauen. Dafür dafür werden Land auf und Land ab Bäume gepflanzt, gesät und gepflegt. Doch all diese Bemühungen werden durch den Verbiss vernichtet. So ist es eine zentrale Aufgabe der Forstwirtschaft mit dem Verbiss im Wald zu arbeiten.

Durch den Borkenkäfer im Fichtenwald sind die Probleme noch größer geworden. Der Druck auf die Forstwirtschaft nimmt zu den Wald wieder aufzuforsten. Häufiger kommt es vor, dass die Forstwirtschaft kritisiert wird für die Arbeit die sie tut.

Dabei wird doch auch vergessen, dass die Forstwirtschaft eben nicht so einseitig ist. Verbiss ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Es hängen viele Parteien und Meinungen an dem Wald. So ist es nicht einfach zu sagen der Förster sollte eine bessere Arbeit liefern.

Für den Wald der Zukunft ist es wichtig den Verbiss im Wald in Schach zu halten. Dabei stellt sich die Frage wie genau das funktionieren soll. Dies werden wir im weiteren verstehen.

Miniaturbäume im Wald

Was für die einen Kunst ist ist für die anderen Kampf. Im Wald finden wir öfter Miniatur Bäume. Förster nennen solche Bäume liebevoll Bonsai. Dabei geht es nicht um die Kunstform der Miniaturbäume sondern vielmehr um das Verbiss-Problem.

Zu den Bonsai kommt es, weil das Reh jedes Jahr die gleiche Pflanze abfrisst. So fehlt dem Baum der Terminal schrieb, das führt dazu dass der Baum nicht richtig wachsen kann. Über die Jahre entwickelt sich ein kleiner Baum, der schlecht wächst und meistens nicht mehr nutzbar für die Forstwirtschaft ist.

Dieses Phänomen können wir sehr gut in Buchenwäldern beobachten, denn die Buchen wachsen oft eine lange Zeit im Schatten der bestehenden Bäume. Aus diesem Grund entwickeln diese jungen Bäume sich sehr langsam. Durch den Verbiss wird das Wachstum noch verkürzt.

Verbissschutz

Die Herausforderung für die Forstwirtschaft besteht darin, dass die Bäume geschützt werden. Dabei gibt es verschiedene Methoden und Strategien wie der Schutz aussehen kann. Auf der einen Seite hat der Schutz mit der Bejagung zu tun und auf der anderen mit chemischen wie auch mechanischen Mitteln. Diese verschiedenen Strategien und Methoden wollen wir euch im weiteren genauer zeigen und erklären.

Punktuelle Schwerpunktbejagung

Die einfachsten Strategien ist die Schwerpunkt Bejagung. Dabei geht es darum, dass sich die Jäger in einer bestimmten Fläche konzentrieren und so den Jungen Bestand vor dem Rehwild schützen.

Auf den anderen anliegenden Flächen kann das Rehwild weiterhin leben und so ist eine gute Kombination für alle Seiten geschaffen. Die Jagd ist für den Verbiss Schutz ein sehr wichtiges Element, denn denn die Rehe sind hauptsächlich dafür verantwortlich.

Das Thema Jagd an sich ist sehr komplex und sorgt für viele Diskussionen. Daher ist es nicht einfach für das Thema Verbiss alle auf eine Seite zu bekommen. So gehen die Meinungen weit auseinander und oft sorgt es auch für Streit. Wenn nun eine Pflanzung verbissen wird, stellt sich die Frage, wer für den Schaden aufkommen soll. Dafür wurden verschiedene Protokolle entwickelt anhand derer die Wildschäden aufgenommen werden können.

Ein weiteres Problem mit der Schwerpunktbejagung ist, dass nicht alle Waldbesitzer auch gleichzeitig das Jagdrecht haben. So kommt es immer wieder vor das Jagdpächter und der Waldbesitzer nicht einer Meinung sind.

Daher müssen einige Waldbesitzer auch andere Strategien verfolgen.

Zaunbau

Eine sehr beliebte Methode ist der Zaunbau. Dabei wird die zu verjüngen the Fläche einfach umzäunt. In der Praxis sehen wir oft solche Zäune im Wald. Aktuell ist der Zaunbau allerdings zu teilen verboten. So dass auch diese Möglichkeit nicht mehr jedem möglich ist.

Es wird auch immer mehr kritisiert dass der Wald nicht ohne Zaun wachsen kann. Eigentlich sollte der Wald in der Lage sein ohne weiteren Schutz zu wachsen.

Der Zaunbau ist insofern auch ziemlich teuer, weil er nach einigen Jahrzehnten wieder abgebaut werden muss. In der Wartung ist der Zaun auch aufwändig, denn er muss ständig kontrolliert werden.

Ein Loch im Zaun schützt die Pflanzen nicht mehr. So kommt es öfter vor, dass sich Rehwild durch ein Loch zwingt und so die jungen Pflanzen frisst. Für das Reh ist das ein Festmahl. Für den Förster ein großer Verlust.

Vergrämung

Wenn auf Zaunbau verzichtet werden will soll, dann bietet sich auch die Möglichkeit mit chemischen Mitteln das Wild zu Vergrämen. Dabei werden entweder Pflanzen oder Waldstücke mit einem Mittel behandelt, welches das Wild fern hält.

Wir wollen eigentlich einen natürlichen Wald haben, daher widerspricht die chemische Vergrämung unserem Verständnis von Wald.

Manschetten

Uns bietet sich auch die Möglichkeit die Pflanzenspitzen direkt zu schützen. Dafür können wir Manschetten besorgen, die direkt um die Terminaltriebe gewickelt werden. Dies schützt speziell nur den Terminaltrieb.

Dabei handelt es sich oft um Plastikspitzen. Mittlerweile gibt es auch einige nachhaltigerer Anbieter, die aus natürlichen Stoffen solche Manschetten herstellen.

Das anbringen von Manschetten ist sehr aufwändig und daher selten in der Forstwirtschaft zu sehen. Am häufigsten finden wir diese Manschetten in Weihnachtsbaumplantage. Da geht es vielmehr um den Schutz von Einzelbäumen. In der Forstwirtschaft können wir nicht so viel Zeit und Geld für einen einzelnen Baum aufwenden.

Gitterhülle

Falls in der Region noch weitere Wildschäden oft vorkommen, bietet sich auch die Möglichkeit ganze Gitterhüllen um den Stamm zu wickeln. Dies wird vor allem auch aus dem Grund des Fegens gemacht.

Im Frühjahr Wachsen die Geweih der Hirsche. Die Geweih wir sind dabei ummantelt von einer Bastschicht, die verantwortlich für das Wachstum ist. Wenn das Geweih nun gewachsen ist, wollen die Hirsche die Busschicht ab werfen. Dabei reiben sie ihr Geweih an Büschen und jungen Bäumen. Dies nennen wir in der Fachsprache fegen des Geweihs.

Das Fegen stellt dabei einen anderen Wildschaden dar. Somit können wir mit den Gitterhüllen die junge Bäume vor Verbiss und Verlegen schützen.

Wald vor Wild

Wie ich anfangs schon geschrieben habe, ist das Thema Verbiss mittlerweile noch deutlich größer geworden. So hat sich eine komplett neue Diskussion eröffnet, um das Thema Wald und Wild.

Dabei ist der Kampftitel mittlerweile „Wald vor Wild“ geworden. Die Gegenseite hat unter dem Slogan „Wald mit Wild“ ihre Stellung bezogen.

Angefeuert wird diese Debatte von Vorschlägen das Jagdgesetz zu verändern. Es geht dabei um die Zielsetzungen der Jagd. Also eigentlich geht es in der Thematik um einen Konflikt zwischen Jagd und Wald.

Dazu hat sich der ökologische Jagdverband organisiert mit Naturschutzverbänden und Landesforsten auf der anderen Seite finden wir Jagdverbände sowie Jäger und Förster. Dabei sind die Fronten nicht klar zu erkennen. Denn auf beiden Seiten stehen Förster und Jäger und somit ist es eine Debatte die in den inneren Reihen passiert.

Es zeigt wieder einmal das die Forstwirtschaft und Jägerschaft durchaus gemischt und mit vielen Meinungen zum Wald und der Natur besetzt ist.

Schutzkonzepte für Verbiss im Landesforst

Besonders in den Landesforstbetrieben wurden Konzepte für den Schutz vor Verbiss erarbeitet und als Leitfäden für die Praktika veröffentlicht. Dabei unterscheiden diese sich minimal.

In diesen Papieren werden Verschiedene Lösungen vorgestellt und auch gezeigt wie Schäden aufzunehmen sind. Generell geht es darum den Förstern zu helfen einen Wald der Zukunft zu schaffen.

Meine Meinung

Die Debatten um den Verbiss im Wald sind teilweise sehr emotional. Denn für die meisten Jäger und Förster geht es um das wild und die Bäume. Dabei lassen sich mittlerweile die Fronten nicht mehr klar voneinander trennen. Es ist schade wie sehr dieses Thema auch für Spaltung gesorgt hat.

Klar ist allerdings, dass wir den Wald der Zukunft heute schaffen müssen. Es ist nicht einfach und wir haben viele Hürden auf dem Weg. So ist auch der verpiss eine Hürde. Wir haben allerdings viele Möglichkeiten die jungen Bäume zu schützen.

Es bleibt dabei eine spannende Frage wie der Wald der Zukunft aussieht und auch wie wir den Wald schützen wollen. Ich hoffe dass dieser Artikel dazu bei trägt die Wald-Wild oder Wald-Jagd-Thematik besser zu verstehen und auch sachlich zu diskutieren.

Wenn ihr wollt achtet bei eurem nächsten Spaziergang durch den Wald einmal auf die jungen Bäume, vielleicht findet ihr dabei auch verbissene Triebe. Viel Erfolg bei der Suche!

Weitere Artikel, die für dich interessant sein werden:

Was ist eine Auslesedurchforstung
Was ist Plenterwald
Was ist Dauerwald
Kieferndauernwald im Forstrevier Bärenthoren

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert