Was hat es mit der Waldpädagogik auf sich?

Eine weitere Form der Umweltbildung findet sich in der Waldpädagogik, wobei sich ein starker Zusammenhang mit der BNE ergibt. So geht die Entwicklung in der Praxis sehr stark mit der Umsetzung der BNE Ziele einher. Eine kurze Definition von Waldpädagogik ist:

„Waldpädagogik ist waldbezogene Umweltbildung ohne Katastrophenszenarien.“

Für die Waldpädagogik trifft die Schwierigkeit einer Definition der vorhergehenden Programme nicht zu. Neben dieser kurzen Definition gibt es auch die ausführliche Definition der länderübergreifenden Zusammenarbeit für die Waldpädagogik. Besonders relevant ist dabei die Bund-Länder-Forstchefkonferenz von 2005, denn dort wurde die Waldpädagogik wie folgt definiert:

„Waldpädagogik ist qualifizierte waldbezogene Umweltbildung. Waldpädagogik umfasst alle den Lebensraum Wald und seine Funktionen betreffenden Lernprozesse, die den Einzelnen und die Gesellschaft in die Lage versetzt, langfristig, ganzheitliche und dem Gemeinwohl verpflichtet und damit verantwortungsvoll sowie zukunftsfähig zu denken und zu handeln. Ein wichtiges Kernthema der Waldpädagogik ist die Nachhaltigkeit, insbesondere der nachhaltige Umgang mit der natürlichen Ressource Wald. In diesem Sinne fördert Waldpädagogik auch Verständnis und Akzeptanz für nachhaltige und multifunktionale Waldbewirtschaftung. Sie leistet Beträge zur BNE.“

Konkrete Ansprüche für die Ausbildung

Damit dieses Ziel auch in der Praxis zu einem hohen qualitativen Standard umgesetzt wird, wurde auf der gleichen Veranstaltung der “Arbeitskreis Zertifikat Waldpädagogik” berufen, der die Aufgabe erhielt einen Mindeststandard zu entwickeln und umzusetzen. Daraus entstand das Waldpädagogikzertifikat, welches durch eine Fortbildung mit der Auszeichnung „staatlich zertifizierter Waldpädagoge“ endet. Allerdings ist dieser Mindeststandard in der Praxis nur sehr schwer zu überprüfen und zu gewährleisten, da die Waldpädagogen meist allein mit einer Gruppe im Wald unterwegs sind. Es wird sich allerdings darum bemüht, mit Weiterbildungsangeboten dem qualitativen Anspruch gerecht zu werden.

In der Praxis finden sich die Ausbildungszentren in öffentlicher Hand und auch die Umsetzung der Waldpädagogik ist oft an die Landesforstbetriebe gekoppelt. Es gibt einige private Angebote, aber die meisten Angebote sind entweder direkt in den Landesforstbetrieben zu verorten oder in direktem Zusammenhang mit Waldbildungszentren oder Waldheimen. Allerdings lässt sich besonders der private Sektor nicht wirklich organisiert betrachten. Denn die meisten Programme sind lokale Angebote und daher nicht bundesweit beworben. Viele Angebote wenden sich direkt an Schulklassen und können als Tagesausflug oder Klassenfahrt gebucht werden.

Für die Waldpädagogik sind zwei Werke von großer didaktischer und fachlicher Relevanz. Die Ideen und Konzepte von Joseph Cornell und der sogenannte “Bayernordner” als eine Methodensammlung, die in der Praxis an diverse Ausgangsszenarien angepasst werden. Besonders für Neueinsteiger bieten diese Grundwerke eine hilfreiche Basis für die eigene Umsetzung. Generell werden Waldpädagogen dazu ermutigt ihren eigenen Stil zu finden, sodass es durchaus gewünscht ist unterschiedliche Formate zu entwickeln.

Die Waldpädagogik verfolgt im Grundsatz zwei Ziele:

  • Waldpädagogik soll dazu beitragen die Ziele der BNE in der Praxis umzusetzen: Nachhaltig denkend und handelnde Weltbürger auszubilden.
  • Waldpädagogik soll ebenfalls ein positives Bild von nachhaltiger und multifunktionaler Waldbewirtschaftung in die Öffentlichkeit kommunizieren.

Hürden für die Waldpädagogik

Allerdings existieren für die Waldpädagogik auch drei Hürden, die den Erfolg beeinflussen. Die erste Hürde ist das Thema der Digitalisierung, da diese in der Waldpädagogik auch eher nebensächlich behandelt wird. Es besteht hier eine ähnliche Ausgangssituation, wie sie bereits im Kontext der Umweltbildung aufgegriffen wurde.

Die zweite Hürde ist die Langfristigkeit einiger Angebote, so stellt sich die Frage, inwiefern ein einmaliges Event prägend auf die Kinder wirkt. Sicherlich gibt es dabei auch positive Beispiele aus dem ländlichen Raum, wo die Forstämter kontinuierlich über ein Jahr mit der Schulklasse zusammenarbeiten. Dennoch bleibt die Frage, wie ein langfristiges Angebot in Städten umgesetzt werden kann.

Die dritte Hürde besteht hauptsächlich in der Zusammenarbeit innerhalb der Landesforstbetriebe. Dabei kann teilweise die Tendenz beobachtet werden, dass die Waldpädagogik die Pressearbeit für die Landesforstbetriebe übernehmen soll. Die Waldpädagogik auf der einen Seite zeichnet ein idyllisches Bild vom Wald und der Waldarbeit, wohingegen die Praxis der Forstwirtschaft teilweise andere Ergebnisse liefert. Hierbei kann es dazu kommen, dass die eigene Lehre der Waldpädagogik ein schönes Ideal von der Realität zeichnet. Diese Unterschiede gilt es möglichst aufzuarbeiten. Für diese drei Hürden existieren positive als auch negative Beispiele. Dennoch geben diese Hürden für TerraTale eine Idee von möglichen Schwierigkeiten, die es zu überkommen gilt.

Die Waldpädagogik hat auch einige große Vorteile. Der erste ist es, dass die Waldpädagogik keine allumfassende Idee ist, sondern sich speziell mit dem Wald beschäftigt. Dazu bietet sich in der Waldpädagogik die Möglichkeit, Experten des Waldes auch pädagogisch weiterzubilden und so eine qualitative Verbesserung der Umweltbildung zu erreichen. Aus diesem Grund hat die Weiterbildung von Förstern und ähnlichen Berufsbildern zu Waldpädagogen den Vorteil, dass Experten und Praktiker des Waldes nun den Unterricht über den Wald und die Natur übernehmen können. Besonders durch die Einführung des staatlichen Zertifikats für Waldpädagogik wurde eine einheitliche Ausbildung ermöglicht, welche auch eine hohe Qualität sicherstellt, die es so in anderen Programmen nicht gibt.

Ein interessanter Punkt wurde in einem Vortrag von Jung genannt, in dem er den Wald nicht als Lernort, sondern vielmehr als Erlebnisort beschrieb. So bietet die Waldpädagogik eine qualitative Naturerfahrung im Wald.

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