Was ist ein Arbeitspferd

Schon seit Tausenden von Jahren gibt es Beziehungen zwischen Menschen und Tiere. Ganz oben auf der Liste stehen heute der Hund und die Katze. Doch auch Pferde sind schon lange Teil von uns Menschen. Diese ausgeprägte Beziehung zeigt sich insbesondere mit Zugpferden, die auch Arbeitspferd genannt werden.

Ihr wollt mehr über diese besondere Beziehung und Tätigkeiten wissen? Dann seid ihr hier genau richtig!

Was ist ein Zugpferd?

Ein Zugpferd, auch Arbeitspferd genannt, ist ein Pferd, welches für das Ziehen einer Last eingesetzt wird. Meistens handelt es sich dabei um Kaltblutrassen, welche zwischen 600 und 1200 kg wiegen. Für die Arbeit spielen der Charakter und die Ausbildung eine große Rolle. Ihre Einsatzgebiete sind im Tourismus, in der Forst- und Landwirtschaft bis zur Kommunal- und Logistikdienstleistung.

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Aktuelle Situation: Warum sehen wir nur noch wenige Zugpferde?

Über die letzten Jahrzehnte sind die Maschinen immer beliebter geworden, denn diese muss ich nicht morgens und abends füttern und am Wochenende brauche ich mich auch nicht kümmern. Ein weiterer Grund ist, dass viele Unternehmen modern sein wollten, daher haben Zugpferde immer mehr an Relevanz verloren.

Jetzt fragt ihr euch sicher, wenn sie an Relevanz verloren haben, warum schreibst du dann noch darüber?

Das ist eine gute Frage und es gibt auch eine gute Antwort darauf! Wir reden immer mehr von der Klimakrise und das Ziel ist es mehr erneuerbare Energien zu verwenden und nachhaltiger zu wirtschaften. Genau hierbei können uns die Arbeitspferde helfen. Sie fressen Heu und brauchen keine fossilen Ressourcen, um zu arbeiten. Sie müssen auch nicht erst gebaut werden, sondern können sich selbstständig fortpflanzen. Daher sehe ich sehr große Chancen für die Rückkehr der Zugpferde!

Waren die Zugpferde denn überhaupt weg? Nein, sie waren immer da und standen im Schatten. Dies liegt daran, dass wenige Einzelkämpfer sich weiter mit den Pferden beschäftigt haben. Leider stellen sich einige von ihnen als die letzten ihrer Art hin. Aber es gibt Hoffnung: Besonders in der Forstwirtschaft sehen wir den Trend, dass ein wachsendes Interesse an der Arbeit mit Pferden existiert, doch dazu später mehr.

Welche Kaltblutpferde existieren eigentlich?

Als Nächstes wollen wir die Arbeitspferde weiter kennenlernen. Die meisten Zugpferde sind Kaltblutrassen, denn sie sind robuster und arbeitswilliger. Bei Pferden unterscheiden wir zwischen Vollblut-, Warmblut- und Kaltblutpferden, diese können weiter auch als Galopp-(Vollblut), Trab-(Warmblut) und Schrittpferde (Kaltblut) eingeteilt werden.

Da die Zugpferde, wie ihr Name schon sagt, etwas ziehen sollen, ist ihre Geschwindigkeit weniger relevant als ihre konstante Zugkraft. Aus diesem Grund werden Schrittpferde oder eben Kaltblutpferde für die Arbeit eingesetzt.

Nun gibt es sehr viele verschiedene Pferderassen, sie alle einzeln zu beschreiben würde den Umfang dieses Artikels bei weitem sprengen. Daher nenne ich nur einzelne Rassen, ohne den Wert auf Vollständigkeit zu legen. Die wohl am weitesten verbreiteten Pferderassen sind das Rheinisch-Deutsche Kaltblut, das Belgische Kaltblut und das Holländische Kaltblut, nur um einige zu nennen.

Eigenschaften, die ein Zugpferd mitbringen sollte:

Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, bei den Rassenamen spielt die Region eine große Rolle. Dafür gibt es auch einen einfachen Grund: Jede Region hat spezielle Ansprüche an ihre Arbeitspferde. So ist der größte Unterschied wohl zwischen den Rassen, die aus dem Gebirge kommen zu jenen vom Flachland. Die Gebirgsrassen sind meistens leichter und haben kleinere Hufe, damit sie sich in den Hanglagen besser fortbewegen können. Wohingegen die Flachlandpferde eher breite Hufe haben und tendenziell mehr Gewicht. Ein weiterer Einfluss spielt auch der Boden. Bei den schweren Lehmböden werden starke, schwere Pferde benötigt, wohingegen bei leichten Sandböden leichtfuttrige Pferde besser sind. Denn dort gibt es meist eine schlechtere Futterqualität.

Neben den allgemeinen Anforderungen gibt es auch charakterliche Anforderungen an die Arbeitspferde. So ist ein ruhiges Gemüt wichtig, denn hitzige Pferde können zur Lebensgefahr für die Fuhrleute werden. Ebenso ist es gut, wenn das Pferd mitdenkt und als Teamplayer agiert. Dies zeigt sich besonders im Wald, wo ein mitdenkendes Pferd die Arbeit deutlich erleichtern kann. In der Ausbildung ist ein lernwilliges Pferd von Vorteil, denn ein „faules, dummes“ Pferd wird nicht so schnell für die Arbeit zur Verfügung stehen. Dabei geht es nicht darum, dass die Ausbildung verkürzt wird, sondern vielmehr, um die Bereitschaft das gelernte auch anzuwenden.

Ausbildung: Auch Pferde müssen unterrichtet werden!

In der Ausbildung steckt die größte Investition des Arbeitspferdes. Kaltblutpferde werden durchschnittlich von dritten bis zum fünften Lebensjahr ausgebildet und in dieser Zeit immer weiter in die Arbeit gestellt. Daher zeigt sich hier, ob die Zucht und Futterkosten der letzten Jahre es auch Wert war. Daher ist die Ausbildung eines Arbeitspferdes besser einem Spezialisten zu überlassen. Für Anfänger eignen sich Arbeitspferde im Rentneralter, also im Alter von um die 15 Jahre, denn sie sind meistens ruhiger und haben ausreichend Erfahrung. Dies erleichtert den Einstieg für unerfahrene Fuhrleute. In der Ausbildung geht es dann darum, dass die Pferde mit den verschiedenen Geräuschen und Umgebungen für den Arbeitsalltag trainiert werden und sich daran gewöhnen. Ebenso gilt es, das Pferd mit dem Geschirr und den Geräten vertraut zu machen. Dabei unterscheidet sich die Ausbildung sehr, je nachdem welches Einsatzgebiet für das Pferd vorgesehen ist.

Für die Fuhrleute gibt es keine Berufsausbildung. Der naheliegende Beruf ist hierfür sicher der Pferdewirt. Für Quereinsteiger bieten sich Weiterbildungen an, die vonseiten der Interessengemeinschaft Zugpferde e.V. deutschlandweit angeboten werden. Eine weitere Möglichkeit bietet sich mit einem Praktikum in einer Fuhrhalterei, dort kann der Umgang direkt gelernt werden.

Wo wird das Arbeitspferd denn eingesetzt?

Für Arbeitspferde gibt es diverse Einsatzgebiete. Auf diesem Blog werden wir euch in Zukunft einige davon vorstellen.

Es gibt sehr viele verschiedene Möglichkeiten, von denen vier Bereiche die größte Relevanz haben.

  • Forstwirtschaft
  • Landwirtschaft
  • Landschaftspflege
  • Tourismus

In der Forstwirtschaft können die Arbeitspferde in jedem Stadium eingesetzt werden. Für die Bestandesgründung kann mit Pferden gepflügt und gesät werden. In der Bestandespflege kann mit Arbeitspferden Kalk gestreut oder die Spätblühende Traubenkirsche gerodet werden. Ebenso ist das Mähen von Farn möglich. In der Holzernte kann das Holz mit Pferden gerückt, also gezogen, werden.

Im Bereich der Landwirtschaft sind Arbeitspferde besonders im Gemüsebau eingesetzt. Die Anbauform als Reihen im Dammbau bietet sich mit Arbeitspferden besonders an.

Für die Landschaftspflege ist das Mähen von Trockenwiesen gefragt und Arbeitspferde können in Naturschutzgebieten besonders schonend arbeiten.

Der bekannteste Bereich für Zugpferde ist der Tourismus. Besonders die Kremserfahrten oder die Hochzeitskutsche ist nachgefragt und schafft bleibende Erinnerungen.

Nicht nur Arbeitspferde werden eingesetzt!

Historisch ist in Deutschland das Rind oder der Ochse das Zugtier der Wahl gewesen, da sie deutlich billiger sind als Zugpferde und so werden in vielen Museen Ochsengespanne gehalten. In der Leistung stehen die Ochsengespanne den Zugpferden weit nach und so wird in der Arbeit heutzutage eigentlich ausschließlich mit Pferden gearbeitet. Eine Ergänzung aus der Praxis ist hier nur der Esel oder das Maultier. Diese könnt ihr selten finden, aber sie werden eingesetzt.

International findet sich der Esel deutlich öfter in der Verwendung, da sie besonders in trockenen Gebirgsregionen zum Einsatz kommen. Ebenso finden Ochsengespanne mit Wasserbüffeln oft in Asien Verwendung. In einigen Regionen werden bis heute noch Elefanten eingesetzt und so zeigt sich, dass Zugpferde nicht allein als Zugtiere verwendet werden.

In Deutschland setzt sich die Interessengemeinschaft Zugpferde e.V. für die Arbeitspferde ein und bietet auch Ausbildungskurse an.

Auf europäischer Ebene vertritt die FECTU die Interessen der Zugpferde.

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