Was ist Totholz

Vielleicht habt ich das auch gesehen auf eurem letzten Spaziergang. Tote Bäume die im Wald rumstehen. Für die einen ist der Anblick schön, denn es fühlt sich nach Urwald an. Andere sehen es eher genervt, weil der Wald so chaotisch wirkt.

Besonders in den letzten Jahren ist das Thema Totholz im Wald immer berühmter geworden. Doch Totholz bietet vielen Lebewesen einen Lebensraum und ist damit ein Teil von unserem Ökosystem.

Zu Beginn wollen wir daher verstehen was Totholz ist. Unter Totholz verstehen wir abgestorbene Bäume oder Astwerk, welches entweder stehend oder liegend sein kann. Weitere Begriffe sind das Biotopholz und Habitatbäume. Diese sind ähnlich und wir können sie hier in diesem Thema für Totholz mitbetrachten.

In der Natur entsteht Totholz durch das Absterben der Bäume im Alter oder durch Katastrophen, wie Stürme, Schneebrüche oder Waldbrände. Es kann auch durch eine Käferplage dazu kommen, wie wir aktuell mit unseren Fichten und den Borkenkäfern erleben.

Totholz ist etwas natürliches und ist wichtiger Bestandteil in der Natur. Viele Arten sind davon abhängig. Was Wald alles ist und tut haben wir euch in dem Artikel hier beschrieben.

Das Wichtigste über Totholz im Überblick:

  • Totholz im Wald besteht aus abgestorbenen Bäumen oder Astwerk, das entweder stehend oder liegend sein kann.
  • Totholz ist ein natürlicher Bestandteil der Natur und spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem.
  • Totholz kann Wasser speichern und den Nährstoffkreislauf unterstützen.
  • Es gibt jedoch auch Gefahren im Zusammenhang mit Totholz, wie das Umstürzen und Herabfallen von Bäumen, die Brandgefahr in Nadelwäldern und die Vermehrung von Schadinsekten.
  • Historisch gesehen wurde viel Totholz aus den Wäldern entnommen, was zu verarmten Waldböden und veränderten Baumarten geführt hat.

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Warum ist Totholz wichtig?

Im Wald kommt Totholz natürlich schon vor. Daher hat es schon immer wichtige Aufgaben übernommen.

Lebensraum

Totholz ist für viele Arten der Lebensraum und ihre Aufgabe. Sie zersetzen die Holzbestandteile, damit sie wieder für die kommenden Baumgenerationen zur Verfügung stehen. An diesen Arten hängen oft Folgearten. So ernähren sich viele Vögel von den Destruenten. Somit spielt Totholz eine wichtige Rolle für das Ökosystem Wald.

Nährstoffkreislauf

Durch die Zersetzung werden auch Nährstoffe wieder für den Wald verfügbar. Im Gegensatz zur Landwirtschaft wird in der Forstwirtschaft kein Dünger eingesetzt. So ist es umso wichtiger, dass wir die Nährstoffe in der Waldfläche behalten.

In den letzten Jahrzehnten wurden die Kronenabschnitte von den Forstmaschinen auf die Rückegasse gelagert. Der Hintergrund liegt in der Verbesserung der Befahrbarkeit der Rückegassen. Leider haben wir so auch sehr viele Nährstoffe auf der Rückegasse gesammelt, die von dort kaum wieder zurück in die breite Fläche gestreut wurden.

Wasserspeicher

Die letzten Jahre hatten wir Hitzesommer mit geringem Niederschlag. Das führte dazu, dass der Wald austrocknet. Totholz kann hierbei helfen und Wasser länger speichern und Wasser an der Waldoberfläche verfügbar machen. Dabei eignen sich einige Baumarten besonders zum Beispiel die Rotbuche und Birke.

CO2-Speicher

In der aktuellen Situation mit dem Klimawandel bietet der Wald auch eine Lösung. Es wird viel über CO2 diskutiert. Der Wald ist ein sehr guter CO2-Speicher. In dem Holz wird der Kohlenstoff gespeichert und dann erst in der Zersetzung langsam wieder freigesetzt. Wenn wir nun mehr Totholz im Wald liegen haben, dann speichern wir so auch mehr CO2.

Dabei kommt es auf die Zersetzungsdauer der einzelnen Baumarten an, diese variieren zwischen 30 und 300 Jahren. Diese Option wird aktuell auch viel diskutiert. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Holz auch ein nachwachsender Rohstoff ist und somit auch wachsendes Interesse an dem Rohstoff geäußert wird.

Die weiteren Werte des Waldes könnt ihr in unserem Artikel: “Was ist der Wald wert?” nachlesen.

Trockenheit Borkenkäfer Waldsterben im Harz

Gefahren von Totholz im Wald

Doch warum gibt es so wenig Totholz im Wald, wenn es doch so gut ist. Das hat damit zu tun, dass von Totholz auch eine Gefahr ausgeht.

Umstürzen und Herabfallen

Besonders von stehendem Totholz geht die Gefahr des Umstürzens aus. Die Stämme werden früher oder später umfallen, der Zeitpunkt lässt sich dabei nicht voraussagen. Auch tote Äste an lebenden Bäumen haben diese Gefahr. Deshalb werden große Äste auch „Witwenmacher“ genannt, da sie die Forstleute tödlich treffen können.

Darum ist es auch wenig verwunderlich, dass die Waldbesitzer eine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht haben, die Wanderwege sicher zu halten. Das nennt sich die Verkehrssicherungspflicht. Das hat besonders in stadtnahen Wäldern mit vielen Wegen eine hohe Priorität, sodass dort weniger stehendes Totholz zu finden ist.

Brennmaterial

Oben habe ich geschrieben, dass Totholz als Wasserspeicher in Frage kommt. Nun auch das Gegenteil kann der Fall sein. Besonders in Nadelwäldern kann von Totholz eine große Waldbrandgefahr ausgehen. In Deutschland haben wir in den letzten Jahren auch immer mehr Waldbrände beobachten können. Meistens sind diese in Nadelwäldern gewesen. Dabei wurden viele von Menschen verursacht. Das kleine Astwerk der Kiefern und Fichten bietet besonders gutes Brandmaterial. Daher wurde oft diskutiert, ob Wälder von Reisig zu befreien ist, damit ein besserer Schutz vor Waldbränden gewährleistet ist.

Vermehrung von Schadinsekten

Eine Gefahr für den Wald besteht auch in der starken Verbreitung und Vermehrung von Insekten. Dies beobachten wir aktuell mit dem Borkenkäfer. Zu Beginn war die Hoffnung mit der raschen Entnahme der befallenen Stämme, den restlichen Wald schützen zu können. Wie wir beobachten können, war diese Unternehmung nicht von Erfolg geprägt. Totholz kann aber auch als Brutplatz von Insekten zur Gefahr werden, bei einer zu raschen Vermehrung.

Historischer Hintergrund

Da unsere Wälder zum Teil schon sehr alt sind, müssen wir auch einen Blick in die Vergangenheit werfen. Warum sieht unser Wald so aus, wie wir in heute vorfinden. Besonders Totholz und Nährstoffe spielen dabei eine Rolle.

Für viele Jahre war der Wald nicht nur Lieferant von Bau- und Brennholz, sondern es wurde viel mehr entnommen. Brennholz war einige Jahre so teuer, dass nur die Reichen sich Brennholz leisten konnten. Die arme Bevölkerung ist in den Wald gegangen und hat die Kronen und das Reisig gesammelt.

Damit die Schweine Futter hatten wurde alles gesammelt, was Futtermittel für sie sein könnte. Heu und Stroh waren auch Futtermittel. Sägespäne als Einstreu war auch nicht so möglich wie heutzutage. Daher wurde das Laub aus dem Wald in die Ställe getragen als Einstreu.

Wir haben dem Wald für viele Jahre alles entnommen, was möglich war. Daher sind unsere Waldböden verarmt und hatten immer weniger Nährstoffe. Dies veränderte auch die Baumarten, die noch im Wald wachsen konnten.

In den letzten Jahrzehnten versucht die Forstwirtschaft mit den Waldumbau eine anderen Baumartenzusammensetzung zu erreichen. In diesen Bemühungen wird auch versucht mehr Totholz im Wald zu lassen.

Vorschriften

Nun stellt sich die Frage, warum wird nicht so viel Totholz im Wald gelassen. Die Erklärung dafür ist recht simpel. Es gibt keine gesetzliche Pflicht dazu und für viele Waldbesitzer bedeutet Totholz ein Verzicht auf Umsatz, denn alles was im Wald bleibt, kann schließlich nicht verkauft werden. Dabei muss auch erwähnt werden, dass dies bei den Landesforstbetrieben ebenfalls die Entscheidung ist und die Privatwaldbesitzer hier nicht allein an den Pranger gehören.

Besonders in den kleinen Privatwäldern liegt meist sehr viel Totholz, denn diese arbeiten nicht jeden Sturmwurf auf und sind auch nicht so akribisch in der Pflege. So können viele kleine Waldstücke mit einem sehr hohen Totholzanteil gefunden werden

Wer setzt sich nun aber für mehr Totholz ein? In den Waldbaukonzepten soll mehr und mehr Totholz im Wald gelassen werden. Das allein genügt aber wohl nicht.

Was machen die Waldzertifikate für Totholz?

In Deutschland haben wir zwei Waldzertifikate. PEFC und FSC regeln die Waldbewirtschaftung über ihre Standards. Dabei wird auch das Thema Totholz thematisiert.

Biotopholz, z.B. Totholz, Horst- und Höhlenbäume, wird zum Schutz der biologischen Vielfalt in angemessenem Umfang erhalten und gefördert. Verkehrssicherungspflicht, Waldschutz- und Unfallverhütungsvorschriften haben hierbei jedoch Priorität. Neu aufzustellende Betriebspläne beinhalten auch die Thematik „Biotopholz im Wald“ (siehe Leitfaden 5).PEFC Standard 4.10

Also zeigt sich bei PEFC allerdings eindeutig der Fokus auf die Gefahren. Es wird nur angedeutet, dass Totholz eine Rolle spielen soll. Weitere Informationen findet ihr direkt im PEFC Standard.

Bei FSC steht wird das Thema Totholz deutlicher in den Fokus gerückt. Unter Punkt 6.6.5 in dem FSC Standard wird es wie folgt beschrieben:

Um Arten, die von Biotop- und Totholz abhängen, einen dauerhaften Lebensraum zu erhalten oder zu schaffen, ist eine betriebliche Biotop- und Totholzstrategie festgelegt und in den Bewirtschaftungsplan* integriert. Diese sorgt für die Erhaltung und Anreicherung eines nachhaltigen Nebeneinanders aller Strukturen und Dimensionen von Biotopbäumen* und Totholz* auf der gesamten Holzbodenfläche. Sie enthält insbesondere Festsetzungen über die Biotopbäume, die dauerhaft im Wald verbleiben und ihrer natürlichen Alterung überlassen werden; es wird ein Orientierungswert von durchschnittlich zehn Biotopbäumen* je Hektar angestrebt. Die Strategie berücksichtigt Aspekte der Arbeits- und Verkehrssicherheit. FSC Standard 3.0

Auch hier können die Formulierung zu lasch und wenig eindeutig verstanden werden, jedoch wird hier ein Orientierungswert von 10 Biotopbäumen pro Hektar angestrebt.

Insgesamt soll also in den deutschen Wäldern wieder vermehrt Totholz im Wald gelassen werden. Aktuell lässt sich das jedoch nur teilweise durchblicken und es kommt sehr stark auf die Revierförster an.

Meine Meinung zum Thema Totholz

Das Thema Totholz hat in den letzten Jahren besonders viel politische Relevanz gewonnen. Besonders im Zusammenhang mit der CO2-Speicherung bietet Totholz eine Option.

Für mich ist jedoch sehr wichtig, dass Totholz auch der Lebensraum von verschiedenen Arten ist, die für ein funktionierendes Ökosystem notwendig sind.

Die zentrale Frage, die uns beschäftigen sollte, ist, wie soll der Wald in 100 oder 200 Jahren aussehen. Was ist der Wald von morgen?

Dafür betrachte ich Totholz als einen relevanten Baustein. Der Wald sollte weiterhin als Ökosystem betrachtet werden. Dabei steht für mich nicht als oberstes Ziel möglichst die einheimischen Baumarten zu verwenden, sondern ein funktionierendes Ökosystem zu erhalten und zu pflegen.

Ein funktionierendes Ökosystem muss nicht gleich ein Urwald sein. Weil die Bewirtschaftung auch sehr wichtig sein wird, damit wir nachwachsende Rohstoffe erhalten.

Zum Thema Totholz ist mir nur auch wichtig, dass wir den Wald sicher machen. Ich habe schon einige toten Stämme umfallen sehen. Bisher waren die Situationen alle überschaubar und sicher ausgegangen. Jedoch darf die Gefahr von stehendem Totholz nicht verkannt werden.

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