Was muss im Wald für eine nachhaltige Forstwirtschaft passieren

Wir stehen vor einigen großen Hürden in der Forstwirtschaft. Es muss einiges passieren, dass wir auch in Zukunft eine nachhaltige Forstwirtschaft und einen Klima-stabilen Wald finden können.

In diesem Artikel möchte ich einmal auf meine Forderungen für die nachhaltige Forstwirtschaft eingehen, die ich als notwendig erachte. Das ganze kann gerne als Diskussionsgrundlage betrachtet werden. Einiges ist auch als meine Meinung zu verstehen. Einiges hat sich auch schon getan. Insgesamt wird es noch spannend werden, weil nicht für alle Forderungen auch schon Lösungen existieren.

Du kannst dir auch das Video zu dem Artikel ansehen!

Chancen nutzen – Waldkrise abwenden!

In Anbetracht des katastrophalen Zustandes unserer Wälder ist dringender Handlungsbedarf für die Forstwirtschaft gegeben. Durch den Klimawandel hervorgerufene Wetterextreme wie Dürren und Stürme, Waldbrände sowie die rasante Verbreitung von Schädlingen bedeuten Dauerstress für unsere Wälder und erfordern ein allumfassendes Umdenken und Umsteuern in der bundesweiten Waldbewirtschaftung. Doch nicht nur den Klimawandel gilt es zu thematisieren. Die Bewirtschaftung mit nicht heimischen Baumarten, Monokulturen, Einschichtigkeit sowie die Entwässerung und Bodenverdichtung, herbeigeführt durch maschinelle Bewirtschaftung setzen unserem Wald ebenfalls stark zu. Einem durch unökologische und wenig nachhaltige Bewirtschaftung geschwächten Wald ist es nicht möglich, Klimaextremen standzuhalten.

Der Schutz unserer Wälder ist von allergrößter Bedeutung und leistet für den Klimaschutz einen wichtigen Beitrag!

Waldschutz und Klimaschutz durch Bodenschutz

Waldschutz bedeutet immer auch Bodenschutz. Bodenschutz muss Teil der Lösung des Klimaproblems sein. Als Nährstoff- und Wasserspeicher liefert dieser die Grundlage für einen vitalen Baumbestand.

Dabei sehe ich im Speziellen die Arbeitspferde als notwendige Ergänzung in der Waldarbeit. Der Einsatz von Arbeitspferden unter Berücksichtigung von tierschutzgerechten, ökologischen und ökonomischen Fragestellungen.

Das Pferd als Arbeitstier verursacht bei seinem Einsatz sehr viel weniger Bodenverdichtung als Maschinen. Eine zunehmende Bodenverdichtung führt langfristig zu geringeren Erträgen und zu einer reduzierten Wasseraufnahme des Bodens. Arbeitspferde konsumieren ‘‘saubere‘‘ Energie in Form von Gras, Heu, Kraftfutter wie Getreide (Hafer) und verbrennen zur Energieerzeugung weder Erdöl noch andere fossile Energieträger. Arbeitspferde hinterlassen bei ihrer Arbeit wertvollen Mist als Dünger, statt giftige Abgase zu produzieren.

Somit wird der Eintrag von Schadstoffen in Boden und Luft verhindert und der Wald geschont. Dem schlechten Zustand unserer Wälder muss entgegengewirkt werden. Dabei möchte ich gerne einen Vorschlag liefern, wie wir diese Probleme lösen können. Wir müssen Lösungen finden. Dabei sollten meine Gedanken als Vorschläge und Grundlage für die Diskussion verstanden werden.

Wilhelm-Pfeil Plan

Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil

Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil war vor 200 Jahren namhafter Forstwissenschaftler und gefürchteter Kritiker seiner Zeit. Mit Werken wie „Über die Ursachen des schlechten Zustandes der Forsten und die allein möglichen Mittel, ihn zu verbessern, mit besonderer Rücksicht auf die preußischen Staaten.“ revolutionierte er damaliges Denken forstlichen Handelns und leistete im Laufe seines Lebens wesentliche Beiträge zur Entwicklung der Forstwirtschaft und -wissenschaft. Das sogenannte Pfeil’sche Denken prägte  neben dem Gedanken der Nachhaltigkeit das Leitbild zukünftiger Förstergenerationen in Bezug auf Waldbau, Gesetzgebung in der Forstwirtschaft und den Bodenschutz.

Not im Wald: Wilhelm-Pfeil 10-Punkte Plan zum Schutz unserer Wälder:

1. Waldumbau: Vielseitige Baumartenwahl und Mischwälder

Der Umbau unserer Wälder von u.a. Kiefern- und Fichten-Monokulturen muss entwickelt werden hin zu gesunden, klimaresistenten und heimischen Laubmischwäldern. Dabei müssen die seit Jahrzehnten vorhandenen Konzepte und Vorgehensweisen im Waldbau geprüft, überdacht und angepasst werden, um unsere Wälder an die sich ändernden Umweltveränderungen anzupassen. Dabei ist eines deutlich, heimische Laubbaumarten müssen wieder eine stärkere Rolle im Waldbau spielen. Die Beimischung tief wurzelnder Baumarten hilft Waldbeständen außerdem dabei, Stürmen und Dürren besser Stand zu halten. Maßnahmen zum Waldumbau müssen vorangetrieben und Investitionen vorgenommen werden zur Erforschung klimaresistenter Baumarten.

2. Pflege von neu angebauten Beständen: Ohne Pflege kein gesunder Bestand

Die Pflege von Waldbeständen trägt zu einem gesunden, leistungsfähigen und stabilen Zustand unserer Wälder bei. Auf dem Gebiet der Waldpflege muss kontinuierlich geforscht und die Förderung von Bewirtschaftungssystemen vorangetrieben werden, die auch angepasste Durchforstungs- und Pflegeeingriffe im Rahmen einer minimalen Beeinträchtigung des Ökosystems Wald und seiner biologischen Prozesse beinhaltet.  Dabei ist auch die Suche nach und Investition in qualifiziertes Arbeitspersonal für die Waldpflege von großer Bedeutung. Die Zahl der Beschäftigten im Forstsektor, vorrangig in Forstrevieren, Forstunternehmern und Ämtern, ist immer noch zu gering, um den Anforderungen einer nachhaltigen Waldpflege zu genügen.

3. Weg vom Maschinenwald, hin zu einer naturgemäßen Walderschließung

Aus einer gewinnorientierten Forstwirtschaft ist der Einsatz von Forstmaschinen und -verfahren nicht mehr wegzudenken. Es ist demnach umso wichtiger, neue Technologien und zukunftsfähige Arbeitsabläufe zu entwickeln, die Wald und Boden schonen. Auch den übermäßigen Einsatz von Maschinen gilt es zu überdenken, hin zu einem nachhaltigeren und ökologischeren Ansatz, mit Pferden in der Holzrückung. Es ist unumstritten, dass das Arbeitspferd als Zug- und Antriebskraft für Maschinen und Geräte unter dem Aspekt Nachhaltigkeit, Ressourcen- und Umweltschutz beispiellos ist und alle derzeit diskutierten „modernen“ Alternativen zur Nutzung fossiler Treibstoffe in ihrer Ökobilanz in den Schatten stellt. Das Pferd als Arbeitstier ist nicht nur ökologisch nachhaltig, es sorgt außerdem nachhaltig für soziale Vorteile, wie der Schaffung von Arbeitsplätzen.

4. Das Produktionsmittel Boden muss geschützt werden

Der Boden ist essenzieller Bestandteil eines effektiven Klimaschutzes. Er ist als Kohlenstoff- und Wasserspeicher wichtiger Bestandteil eines gesunden und funktionalen Waldbestandes. Doch auch der Lebensraum Boden mit seinen wichtigen Eigenschaften und seiner Nutzbarkeit sieht sich durch den zunehmenden Klimawandel und die intensive Waldbewirtschaftung mit schweren Maschinen bedroht. Für den Boden müssen aus diesem Grund auf Regionen abgestimmte Maßnahmen zu seinem Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels konzipiert und diskutiert werden. Auch in der Holzernte muss ein schonender Umgang mit dem Boden gewährleistet sein. Die Abstandsregelung für die Anlage von Rückegassen muss überdacht und insgesamt ein weiterer Abstand dieser voneinander erörtert werden, mit einem Mindestabstand von 40 Metern. Des Weiteren sind Rückegassen Teil des Waldbestandes und sind, was die Befahrungsintensität angeht nicht als herkömmliche Wege oder Straßen zu betrachten.

5. Kombination von Waldbau und Waldarbeit

Jahrhunderte lang haben Forstleute auf Grundlage ihrer Arbeitserfahrung im Lebensraum Wald verschiedenste Vorgehensweisen und Verfahren zur Bewirtschaftung des Waldes neu gedacht und entwickelt. Ein enges Zusammenspiel aus Waldbau und Waldarbeit, mit fachlicher Expertise, ist demnach unumgänglich für die Förderung nachhaltiger und gesunder Waldbestände. Es muss Schluss sein mit unabhängigen und großen Ausschreibungen. Jede Waldfläche muss individuell für sich betrachtet und ein waldbauliches Ziel in Kombination mit der geeigneten Waldarbeitsmethodik auf die einzelnen Flächen zugeschnitten werden.

6. Forstwirtschaft muss wieder zurückkehren zu einer langfristigen Gewinn-betrachtung. Wald darf kein Spekulationsobjekt sein

Wald wird von vielen immer noch als Spekulationsobjekt betrachtet. Das ist wenig verwunderlich, denn mit dem Rohstoff Holz lässt sich immerhin viel Geld verdienen. Das ist nicht nur ein Problem z.B. tropischer Wälder. Auch in Deutschland sind Waldflächen gefährdet, denn gewinn getriebenes Agieren und der wirtschaftliche Druck auf das Produktionsmedium Wald nehmen auch bei uns immer stärker zu. Das hat auch Auswirkungen auf unser Klima. Dabei ist eine nachhaltige Forstwirtschaft unumgänglich für den Schutz unserer Wälder. Dies muss auch auf die forstliche Gesetzgebung übertragen bzw. kontinuierlich weiterentwickelt werden.

7. Multifunktionalität öffentlicher Wälder: Sozial, ökonomisch und ökologisch.

Der Klimawandel und die extensive Nutzung können die Funktions- und Leistungsfähigkeit von Wäldern beeinträchtigen. Um seine Produktivität dauerhaft zu gewährleisten, muss die Waldbewirtschaftung in einer Kombination aus Nachhaltigkeit und Multifunktionalität bestehen. Dabei bedarf es in der Umsetzung von Entscheidungen ein hohes Maß an Fachwissen und Aufmerksamkeit sowie einer allumfassenden Betrachtung der verschiedenen Waldfunktionen, um eine Gleichgewichtung dieser zu gewährleisten. Der Wald an sich ist ein Multitalent und ermöglicht die multifunktionale Nutzung.

8. Gesamtgesellschaftliche Veränderung im Sinne einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung

Allgemein muss in der breiten Öffentlichkeit eine Akzeptanz für die verschiedenen Nutzungsformen und Ansprüche des Lebensraumes Wald geschaffen werden. Eine Entwicklung hin zu diversen Ökosystemleistungen des Waldes als Einkommensmöglichkeit für Waldbesitzer*innen, neben der traditionellen Holznutzung, kann dazu beitragen, den Wald zu schonen. Dies sollte in Kombination mit der Möglichkeit, diverse Weiterbildungsangebote in Anspruch zu nehmen, geschehen. Auch die Ausbildung qualifizierter Arbeitskräfte in der Waldarbeit ist selbsterklärend ein essenzieller Bestandteil funktionierender und gesunder Waldbestände.

9. Nachhaltige Holznutzung

Um eine nachhaltige Nutzung von Holz zu gewährleisten, müssen auch Systeme der Holzzertifizierung sowie die Verwendung von zertifiziertem Holz stetig weiterentwickelt und Strukturen zur Überprüfung verbessert werden. Der Rohstoff Holz muss außerdem wieder einer bestmöglichen, qualitativen Verwertung zugeführt werden, auch in Bezug auf seine Funktion Kohlenstoff zu binden sowie in Bezug auf die Substitutionseffekte von Holzprodukten.

10. Nutzung vom Rohstoff Holz verstärken

Die nachhaltige, stoffliche Nutzung vom Rohstoff Holz muss erhöht werden, nicht nur im Hinblick einer effizienten Kohlenstoffspeicherung. Im Recycling müssen Holzerzeugnisse verstärkt einer Wiederverwertung zugeführt werden. Im Bereich Bauvorhaben sind Bauobjekte in Holzbauweise zu fördern. Forschung und Entwicklung müssen im Sinne neuer, innovativer und intelligenter Nutzungsformen von Holz verstärkt betrieben werden.

Waldschutz geht uns alle an!

Im Zuge des Klimawandels stehen wir mit unseren Wäldern in Deutschland vor großen Herausforderungen. Nicht nur der Forstsektor, der sich vor allem mit finanziellen Einbußen konfrontiert sieht, sondern auf gesamt gesellschaftlicher Ebene. Auch um die geforderten Ziele für einen gesunden und funktionalen Wald umzusetzen, bedarf es eines Austauschs zwischen Wissenschaft und Bevölkerung. Unsere Forderungen sollen dazu beitragen, die breite Öffentlichkeit in den Dialog mit einzubeziehen. Wir haben die Pflicht, unsere Wälder im Sinne einer nachhaltigen und ökologischen Bewirtschaftung zu bewahren, zu pflegen, einen vielfältigen Lebensraum zu schaffen und so zum Erhalt und der Wiederbelebung genetischer Vielfalt beizutragen, in der die Nutzung des Rohstoffes Holz sanft eingebettet ist.

Was muss als nächstes passieren?

Die Deutsche Bundesregierung und die Bundesländer müssen den Rahmen stecken und Möglichkeiten schaffen, damit die Waldbesitzer Lösungen umsetzen können. Ebenfalls muss es die finanziellen Anreize geben, damit sich auch wirklich Veränderung einstellen kann. Ebenfalls müssen die Landesforstbetriebe ihre Vorbildfunktion wahrnehmen, die nachhaltige Forstwirtschaft umzusetzen. Denn sie stellen einen großen Teil der Forstwirtschaft in Deutschland.

Ich freue mich auf Gespräche und Diskussionen und bin gespannt, was deine Meinung und Gedanken zum Thema sind. Was denkst du, ist notwendig für eine nachhaltige Forstwirtschaft in der Zukunft?

Weitere Artikel, die dich interessieren werden:

Wie wirkt sich die Forstwirtschaft auf die Umwelt aus
Wie sieht eine nachhaltige Waldbewirtschaftung aus
Welche Rolle spielt die Forstwirtschaft im Klimaschutz
Wie sieht die Zukunft der Forstwirtschaft aus
Wie beeinflusst der Klimawandel die Forstwirtschaft

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert