Möglichkeiten der Pferdearbeit für die nachhaltige Forstwirtschaft

Aktuell wird viel diskutiert über die Zukunft der Forstwirtschaft. Wir stellen immer wieder einige Probleme fest und versuchen Lösungen für die Herausforderungen zu finden. Wir reden über das aktuelle Waldsterben. Dabei wird über den Waldumbau berichtet.

Doch in allem wird versucht, dass die Forstwirtschaft nachhaltig in die Zukunft geht. Für die Waldarbeit müssen wir diese Diskussion auch führen. Dafür ist die Pferdearbeit eine gute Chance. In diesem Artikel betrachten wir daher die Möglichkeiten, die in der Forstwirtschaft möglich sind.

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Welche Bedeutung hat die Pferdearbeit im Wald bezogen auf das Land Deutschland?

Historisch war die Pferdearbeit alternativlos. Aktuell spielt die Pferdearbeit eine zu geringe Rolle. Die Chancen sind sehr groß für die Einsatzmöglichkeiten. Dabei müssen aktuell zwei Einflussfaktoren einbezogen werden: 1. Pferderücker/Fuhrhaltereien stellen sich gerne als die letzten ihrer Art hin. 2. Die Forstwirtschaft ist in der Waldarbeitslehre sehr eindimensional geworden. Harvester/Forwarder, die vollmechanisierte Holzernte wird soweit möglich angewendet. In Situationen, wo dieses Verfahren an die Grenzen kommt, werden Alternativen gesucht, leider aber zu oft, nachdem die Schäden bereits entstanden sind.

Besonders in stadtnahen Bereichen kommen Arbeitspferde für sehr viel zum Einsatz. Daher kommen auch die beiden Verfahren Köln und Berlin. Dort reagiert die Bevölkerung sehr aggressiv auf Maschineneinsätze, sodass dort die Pferdearbeit an Relevanz gewinnt.

Für die Bodenverwundung in der Saatbettvorbereitung oder für die Naturverjüngung stellen die Arbeitspferde bisher die beste Möglichkeit dar. Ebenfalls in der flächigen Kalkung bieten sie eine Alternative zum Helikoptereinsatz.

Was wäre für die Pferdearbeit in Zukunft eine wünschenswerte Bedeutung?

Die Forstwirtschaft steht vor großen Problemen: Klimawandel, Waldumbau und wachsendes Interesse der Öffentlichkeit! Dabei werden kreative Lösungen gesucht, denn die Forstwirtschaft der letzten 40 Jahre kommt flächig an ihr Ende. Besonders in den Gebieten des Waldbaus wird viel versucht. Ich wünsche mir dieselbe Kreativität in der Waldarbeit, die Lösung Maschine, Maschine, Maschine kann nicht alternativlos bleiben. Die Pferdearbeit ermöglicht den Waldbauern weitere Optionen und eine Unabhängigkeit zur Rückegasse, die leider immer wieder von Maschinen verlassen werden darf und solche Ausnahmen immer wieder gefordert werden.

Die Pferdearbeit sollte als eine Option angesehen werden und nicht wie ein Stiefkind. Besonders hervorragend zeigt sich dies in dem Kölner Verfahren. Die Kombination aus Pferd und Maschine ist effektiv und wirtschaftlich! Ein Wunsch ist es auch, die Pferdearbeit zu erforschen und weiterzuentwickeln. Die Verfahren und Gerätschaften der Pferde sind zum großen Teil aus dem 19. und 20. Jhd. Dabei finde ich beeindruckend, dass die Pferdearbeit dabei weiterhin erfolgreich mit der Maschinentechnik der letzten 20 Jahre mithält.

Kann der Einsatz von Rückepferden für einen Betrieb wirtschaftlich sein und welche Parameter müssten dafür vorhanden sein?

Der Einsatz von Arbeitspferden im Betrieb ist lohnend. Es besteht dabei keine Problematik mit der Wirtschaftlichkeit. Für die Saatbettvorbereitung bieten sich Pferdebasierte Verfahren an und in der Holzernte macht die Kombination aus Pferd und Maschine auch wirtschaftlich Sinn.

Grundlage dafür ist der Rückegassenabstand von min. 40 m. Ein Rückegassenabstand von 20 m ermöglicht nur den Einsatz von Maschinen. Die 20 m Abstand bedeuten dabei allerdings einen Verlust von 20% bestockte Waldfläche. Im Vergleich dazu sind die 40 m nur bei 10 %. Das bedeutet 10 % mehr Holz für den Waldbesitzer und eine Effizienzsteigerung der einzelnen Gewerke.

Welche Vor- und Nachteile existieren beim Einsatz von Rückepferden?

Es gibt dabei verschiedene Vor- und Nachteile. Ich habe diese in der Tabelle zusammengetragen, damit sie einfach zu betrachten sind.

VorteileNachteile
Hohe Wendigkeit im BestandGeringe Leistung für Kahlschläge
Umweltfreundliches ArbeitenFutterkosten fallen bei Arbeit und Pause an
Geräuscharmes ArbeitenEmissionen für die Anfahrt fallen weiterhin an
Fügt sich ins Waldbild einVorurteile vonseiten der Forstwirtschaft
Breite Einsatzmöglichkeiten und verschiedene Verfahren möglichEinsatz erst ab 40m Rückegassenabstand sinnvoll
Flexible EinsatzumfängeFehlende Fuhrhaltereien für exponentielles Nachfragewachstum

Welches Verfahren (Berliner, Kölner Wittgensteiner) findet am häufigsten Anwendung und warum?

Das Kölner Verfahren findet am meisten Anwendung, da die Holzernte in Abschnitten am häufigsten ist. Die Kombination aus Pferd und Maschine beide effizient arbeiten lässt.

Das Wittgensteiner Verfahren ist auf Platz 2, denn die Langholzernte im Nadelholz kommt für Pferde nur in Hanglagen zum Tragen. Die meisten Nadelholzbestände haben einen 20 m Gassenabstand, der somit zu gering für die Pferdearbeit ist.

Das Berliner Verfahren findet kaum bis gar keine Anwendung, da die transportierte Holzmenge auf dem Rückewagen für die Mengen meist zu gering ist. Dies Verfahren findet häufige Anwendung in Schweden, allerdings wird es in Deutschland unter dem Begriff Berliner Verfahren beworben und ist selten relevant. Die Relevanz kann in Zukunft aber wieder steigen, wenn der Anteil an Wäldern zunimmt, die nicht mit Maschinen befahren werden sollen/dürfen.

Mit welchen Kosten ist beim Einsatz von Rückepferden zu rechnen? Welche Kostenstrukturen haben die einzelnen Verfahren?

Die Kosten sind regional sehr unterschiedlich und auch je nach Ausschreibung sehr unterschiedlich. Oft sind in der Praxis Kombinationen aus den Verfahren möglich und auch eine Teilung auf die einzelnen Gewerke der Fall.

Einflussfaktoren für die Kalkulation sind aber in jeden Fall der Stückmasse, Stückmenge pro ha, Rückegassenentfernung, Neigungswinkel und Kombination mit anderen Gewerken oder Einzelausschreibung.

Grundsätzlich lässt sich für die Holzernte nach dem Kölner Verfahren ein Preis von 20 bis 35 € pro FM aus Erfahrung annehmen. Dabei sind die 20-28 € für Ostdeutschland und 25-35 € für Westdeutschland anzunehmen. Dies sind grobe Richtwerte und können sich durch die lokale Konkurrenz auch anders darstellen.

Das Arbeitspferd ist in der Kalkulation mit 5-7 € pro Stunde zu kalkulieren, hinzukommen noch Personalkosten und ggfls. Anfahrtskosten.

Abschließende Gedanken

Wichtig ist bei der Betrachtung der Verfahren auch die Unabhängigkeit der Gewerke und so auch eine Erleichterung in der Bereitstellungslogistik. Die letzten Jahre ist der Frost immer seltener geworden und die Winter waren häufig nass. Dabei können die Pferde das Holz sortimentsweise an die Gassen vorliefern und bei passender Wetterlage kann der Forwarder das Holz gezielt und effizienter endrücken.

Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass der Kronenabschnitt im Wald verstreut liegen bleibt und die Nährstoffe direkt im Waldbestand verbleiben.

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