Wie sieht die Umweltbildung in der Praxis aus?

Über die letzten Jahre hat sich die Umweltbildung weiterentwickelt, so sind verschiedene Angebote für diverse Zielgruppen entstanden. Dabei existieren zwei besondere Einflussfaktoren für den Erfolg eines Programmes: Relevanz am Markt und Umsetzung durch die Einzelpersonen. Eindeutig ist, dass ein Programm sich nur erfolgreich etablieren kann, wenn es auch nachgefragt wird. Allerdings wurden viele Programme eher institutionalisiert, als sie mit der Zielgruppe zu entwickeln, sodass sie mit dem Förderungsende auch eingestellt wurden. Der zweite Erfolgsfaktor mag dabei etwas überraschender sein, allerdings hat die direkte Umsetzung des Programmes viel mit den Anbietern und Kursleitern zu tun. Ebenfalls hat die Länge des Programms auch einen Einfluss. Es stellt sich daher die Frage, inwiefern eine Verhaltensänderung langfristig positiv beeinflusst werden kann, wenn die Programme kurzlebig und von Einzelpersonen abhängig sind. Kalff hält dazu fest:

„Ob die legitimierende Hoffnung auf umweltpädagogische Wirkung berechtigt ist, steht dahin. Zum einen lassen sich relevante Veränderungen von Einstellungen und Verhalten kaum messen, zum anderen spricht der Kurzzeitcharakter der Angebote gegen die Bildung langfristiger Commitments bei den Teilnehmern.“

Wie wird die Umweltbildung umgesetzt?

Neben dem Einfluss der Lehrenden und dem Zeitraum der Aktivität stellt sich noch eine weitere Frage: Welche Methoden kommen aktuell zum Einsatz und welche Rolle spielen die ganzheitlichen Lernansätze in der Umsetzung?

In einem Bericht über die Umweltbildung in Deutschland werden in diesem Bereich auch einige Beobachtungen aufgeführt.

„Für die Beurteilung des Methodenrepertoires sind jedoch nicht so die einzelnen Methoden und ihre Verbreitung in den Einrichtungen von Interesse, als vielmehr die genutzte Gesamtpalette. Zählt man selbst erlebnispädagogische und natursensibilisierende Angebote zu den Teilnehmer aktivierenden Methoden, so kommen bei annähernd jeder dritten Einrichtung keinerlei entsprechende Methoden zum Einsatz. Es werden ausschließlich non-reaktive oder frontale Methoden wie Vorträge, Führungen, die Präsentation von Ausstellungsobjekten oder Exkursionen mit Vortrag und Demonstrationen genutzt. Damit lösen die Einrichtungen den Anspruch, ein handlungsorientiertes Angebot zu offerieren, nicht ein.“

Aus diesen Beobachtungen lässt sich vermuten, dass die gewollten Ideen in der Praxis nur bedingt umgesetzt werden. In der Literatur und Wissenschaft wird bei der Umweltbildung der Einsatz von einem ganzheitlichen Konzept betont. In der Praxis muss allerdings festgestellt werden, dass diese Lehrmeinung nicht umgesetzt wird.

Bei dem Einsatz von Hilfsmitteln führt der Dia-Projektor und Karten/Poster/Bilder die Liste an. Zum Einsatz von den Medien: Multimedia, Video, Tonaufnahmen schreibt Giesel et al folgendes:

„Bei den Institutionen wir bei den Mitarbeitern spielen Medien als didaktische Hilfsmittel eine untergeordnete Rolle. Lediglich rund jede fünfte Einrichtung und nur gut jeder vierte Mitarbeiter zählt Video- und andere Filme zu den von ihm genutzten Hilfsmitteln. Multi-Media-Computer und Audiomedien liegen sogar auf den letzten Plätzen. Von der Kooperationspartnern einzelner Umweltbildungseinrichtungen hört man entsprechend Kritik, dass es den Einrichtungen nicht gelungen ist, die z.T. sogar vorhandene Medientechnik sinnvoll in die Bildungsarbeit zu integrieren. Den Einrichtungen wird aber nicht einfach nur eine mangelnde Medienkompetenz vorgeworfen. Die Kooperationspartner knüpfen an den Medieneinsatz in den Einrichtungen auch konkrete Wünsche und Ideen: Die Lernprozesse könnten damit intensiviert und die für Außenaktivitäten unattraktiven Wintermonate bereichert werden. Die Vorbehalte gegenüber Multimedia, generell gegenüber allen abbildenden, simulierenden und nach bildenden Visualisierungen, die manchmal moniert werden (vgl. Apel 2001), sind oftmals aus dem Verständnis von Umweltbildung heraus zu erklären. Umweltbildung gilt in Teilen der Szenerie als Konzept, das in einer medialisierten Welt Garantie für den authentischen Zugang zur Wirklichkeit bildet. Manchen Kindern wird schon durch eine klein- oder mittelstädtische Lebensform attestiert, „deformiert“ zu sein. Sie werden dann durch die „unmittelbare Naturerfahrung „geheilt“ – so Schaar in ihren Analysen (vgl. Schaar 1998b). Medien und Umweltbildung als Naturbegegnung, das schließt sich nahezu aus.“

Insbesondere im Kontext der Digitalisierung und dem mittlerweile normalisierten Medienzugang zeigt sich hier ein deutlicher Widerspruch. Es lässt sich beobachten, dass die Medien und die Naturerfahrung innerhalb der Branche als unpassend und gegensätzlich betrachtet werden. Das ist auf jeden Fall eine zentrale Hürde für die kommenden Jahre in Anbetracht des Klimawandels und dem steigenden Interesse in der Öffentlichkeit. Die Fachwelt ist durch die langjährige Distanzierung zu den Medien nicht auf dem Stand der Entwicklung und hat nun den dringenden Bedarf hier nachzuholen.

Umweltbildung und Digitalisierung

In der Literatur und Praxis wird im Bereich der Umweltbildung sehr gegen die Digitalisierung gearbeitet. Dies geht sogar so weit, dass die Digitalisierung und die Medien als der Gegenpol zur Umweltbildung erklärt werden:

„Die Vorbehalte gegenüber Multimedia, generell gegenüber allen abbildenden, simulierenden und nachbildenden Visualisierungen, die manchmal moniert werden (vgl. Apel 2001), sind oftmals aus dem Verständnis von Umweltbildung heraus zu erklären. Umweltbildung gilt in Teilen der Szenerie als Konzept, das in einer medialisierten Welt Garantie für den authentischen Zugang zur Wirklichkeit bildet. Manchen Kindern wird schon durch eine klein- oder mittelstädtische Lebensform attestiert, „deformiert“ zu sein. Sie werden dann durch die „unmittelbare Naturerfahrung „geheilt“ – so Schaar in ihren Analysen (vgl. Schaar 1998b). Medien und Umweltbildung als Naturbegegnung, das schließt sich nahezu aus.“

Diesen Widerspruch aus Medien und Umweltbildung gilt es aufzuarbeiten. So ist auch für TerraTale die Herausforderung gegeben, nicht nur mit den Kunden zu kommunizieren, sondern vielmehr auch fachlich in der eigenen Branche zu wirken.

Das Ziel von TerraTale ist es eine mediengestützte digitale Umweltbildung anzubieten und somit diesen Gegensatz aktiv zu kombinieren. Aus den Beobachtungen heraus sind bisherige Vorstöße an zu kurzfristiger Förderung (Drittmittelprojekte über 2-3 Jahre) oder aber an fehlendem medialem Knowhow gescheitert.

Ein Beispiel für die Kurzfristigkeit ist das Projekt Brennpunkt:  Dabei ist die Projektlaufzeit auf 3 Jahre angelegt. Die Zielgruppe ist 12-16-Jährige auf Instagram und YouTube zu erreichen. Das Projekt läuft seit 2021 und hat auf YouTube stand 1.6.2022 fünf Videos veröffentlicht. Auf Instagram sind sie mit Posts deutlich aktiver, allerdings fällt dort bei genauerem Betrachten der Kommentare auf, dass hier eher forstliches Personal und nicht die Zielgruppe erreicht wird.

Ein weiteres Projekt, welches einen Vorstoß in die mediale Welt gewagt hat, ist der Haupt Verlag mit der Buchserie Natur erleben – beobachten – verstehen. Zu der Buchserie gibt es eine Quizreihe auf der Website und auch Videos und Audioaufnahmen. Die entwickelte App zu den Büchern wurde eingestellt, da sie nicht mehr aktualisiert wurde. Die Videos sind teils veraltete Videos von YouTube von diversen Publishern veröffentlicht, die einfach vom Verlag genutzt werden.

Von diesen beiden Beispielen können also folgende Lehren gezogen werden:

  • Die Finanzierung sollte langfristig sein und nicht mit einer begrenzten Projektlaufzeit.
  • Das Programm sollte an der Zielgruppe getestet werden und auf sie hingearbeitet werden.
  • Die Umsetzung sollte mit dem fachlichen Knowhow gestützt werden. Hierbei ist Medienkenntnis, Programmiererfahrung und Wissen aus der Umweltbildung notwendig.
  • Ein weiterer Aspekt ist heute auch die grafische Gestaltung. Wobei sicherlich ein subjektiver Anteil eine Rolle spielt. Dennoch ist die Erwartung für ein optisch ansprechendes Produkt vorhanden.

Für die erfolgreiche Umsetzung von TerraTale sind diese vier Lektionen hilfreich. So sind die Teamzusammensetzung und auch die Planung wichtig. Die Zielgruppenbeschreibung ist nicht nur eine theoretische Annahme, sondern sollte in der Praxis auch regelmäßig überprüft werden.

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