Die Pfadfinder – ein altes aber bewehrtes Programm!

Die Pfadfinder sind wohl eines der ältesten Umweltbildungsprogramme, die wir in Deutschland haben. Das Konzept der Pfadfinder geht auf ihren Gründer Robert Baden-Powell zurück, welcher als Offizier im britischen Militär in vielen Einsätzen war und später zum Generalinspektor der britischen Kavallerie wurde. Noch während seiner Militärkarriere veröffentlichte er sein Buch “Aids for Scouting”. Dieses Buch wurde vor allem bei der englischen Jugend ein Verkaufsschlager. Als Ausbilder im Militär wurde er mit vielen jungen Männern konfrontiert. Dieses Interesse führte sich in den weiteren Jahren zu einer Beteiligung an einer christlichen Jugendorganisation “Boys Brigade”. In dieses Programm wollte er den “Scouting” Aspekt einfließen lassen. Im Jahr 1906 veröffentlichte er sein Konzept der Pfadfinder. Mit der Veröffentlichung seines Buches “Scouting for Boys” im Jahr 1908 wurden die Pfadfinder zu einer Bewegung in ganz England.

Im Jahr 1909 wurde das Konzept der Pfadfinder nach Deutschland gebracht. Hier wuchs die Pfadfinderschaft durch die Unterstützung von Militärs, Ärzten, Lehrern und Geistlichen. Das primäre Ziel war die körperliche und moralische Erziehung junger Männer. Als Mittel dazu dienten die Naturerfahrung und der Umgang mit Verantwortung. So definierte Lion die Pfadfinder wie folgt:

„Das Suchen und Finden des richtigen Lebenspfades, des Pfades, der zu Gesundheit und Kraft, zur körperlichen und moralischen Festigung der Jugend führen soll, dass soll die Bedeutung des Wortes “Pfadfinder” sein.“

Start als internationales Programm

Von diesem Ausgangspunkt haben sich die Pfadfinder in den verschiedenen Nationen unterschiedlich entwickelt und so gibt es große Unterschiede in den aktuellen Beschreibungen. Insgesamt ist die Pfadfinderarbeit eine internationale Bewegung geworden, die die Ziele der nachhaltigen Entwicklung in die Praxis umsetzt. International gibt es mehr als 50 Millionen Pfadfinder in über 200 Ländern, so dass wohl seit Entstehung über 500 Millionen Menschen Pfadfinder gewesen sind.

Die Weltpfadfinderorganisation beschreibt ihre Tätigkeit heutzutage wie folgt:

„Scouting bietet jungen Menschen die Möglichkeit, an Programmen, Veranstaltungen, Aktivitäten und Projekten teilzunehmen, die zu ihrem Wachstum als aktive Bürger beitragen. Durch diese Initiativen werden junge Menschen zu Akteuren positiver Veränderungen, die andere zum Handeln inspirieren.“

Dabei ist die Bildung für nachhaltige Entwicklung ein wichtiger Bestandteil. Doch wie sieht die aktuelle Situation in Deutschland aus?

In Deutschland finden wir viele lokale Pfadfindergruppen, sogenannte Stämme oder Sippen. Darüber hinaus organisieren sie sich in Verbänden. In Deutschland gibt es eine Vielzahl kleiner Verbände, die sich alle wieder in Dachverbänden zusammenschließen. Im Vergleich dazu gibt es in den USA einen großen Gesamtverband der “Boy Scouts of America”.

Im Unterschied zu der historischen Trennung in “Boy Scouts” und “Girl Scouts”, die wir in den USA bis heute vorfinden, ist in Deutschland eine solche Trennung nicht vorhanden. Durch die unterschiedlichen Träger gibt es auch keine umfassenden Anforderungen und keine einheitliche Struktur ihrer Angebote.

Die Situation der Pfadfinder in Deutschland

Insgesamt ist die Situation in Deutschland sehr unübersichtlich. Die Pfadfinderbewegung stand seit der Gründung im christlichen Kontext, sodass auch viele der großen Pfadfinderverbände in Deutschland den Bezug zu einer kirchlichen Denomination besitzen. Allerdings gibt es auch einige konfessionslose Pfadfindergruppen, die jedoch eher die Ausnahme bilden. Doch bezeichnen sich die Dachverbände als interkonfessionell und parteipolitisch unabhängig.

Die Problematik der Pfadfinder in Deutschland ist die Qualität der eigentlichen Veranstaltungen und Gruppen. So gibt es für die Gruppenleitung der Pfadfinder keine wissenschaftliche oder waldpädagogische Ausbildung. Oft gibt es im eigenen Kontext der Verbände Fortbildungen, besonders im Umgang mit Kindern sind diese auch sehr wichtig. Allerdings gibt es keine Anforderungen an die Ausbildung von naturbezogenen Themen und so bleibt die Umsetzung der Ziele für die nachhaltige Entwicklung fraglich. Die praktische Leitung kann daher regional sehr unterschiedlich ausfallen.

Dennoch haben die Pfadfinder zwei große Vorteile gegenüber den sonstigen Umweltbildungsangeboten:

  • Pfadfinder treffen sich gewöhnlich in wöchentlichen Gruppenveranstaltungen, sodass die Inhalte also regelmäßig über die Jahre gefestigt werden können.
  • Pfadfinder stehen für alle Jugendlichen offen zur Verfügung und haben eine große ehrenamtliche Unterstützung.

Für den abenteuerlichen Zugang zur Natur haben die Pfadfinder eine gute Ausgangssituation, denn sie tragen eine Geschichte mit sich und bieten den Jugendlichen in viele Gruppenaktivitäten direkte Möglichkeiten, die Natur persönlich kennen zu lernen.

Die Wissensvermittlung ist im Vergleich zu der Waldpädagogik mit ausgebildetem Forstpersonal sicher niedriger, dafür ist der erlebnispädagogische Anteil deutlich höher. So haben die verschiedenen Programme unterschiedliche Vorteile, die für diese Arbeit und eine neue Programmentwicklung wichtig sind.

Die Grundidee der Pfadfinder ist ähnlich zu TerraTale, daher lässt sich aus der praktischen Umsetzung einiges lernen. Auch wenn die Zielgruppe etwas anders ist und das Angebot von Vereinen als Gruppenveranstaltung geplant wird, lassen sich Rückschlüsse von den Aktionen und Gruppenstunden lernen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich TerraTale auch in Kombination mit Pfadfindern umsetzen lassen. So könnten die Familien mit ihren Kindern bereits auf Abenteuer gehen und sind so vorbereitet auf die Pfadfinder, denen sie mit steigenden Alter beitreten könnten.

(Baden-Powell, 1908 (edit: 2004))

(Baden-Powell, 1908 (edit: 2004))

(Lion, 1993, 1909)

(Scouts International)

(Scouts International)

(Boyscouts of America, 2022)

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